Helmut SchmidtDie Berichterstattung der deutschen Zeitungen über die aktuelle Wirtschaftskrise sei größtenteils „in Ordnung“ gewesen. Zu diesem nüchternen Schluss kam Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt am Mittwoch auf dem Tag des Wirtschaftsjournalismus, einem von der Kölner Journalistenschule veranstalteten Kongress, der seit 2007 jährlich in Köln stattfindet und sich als Diskussionsforum für deutschsprachige Wirtschaftsjournalisten versteht.
 
Im Gespräch mit Christoph Keese, Konzerngeschäftsführers Public Affairs der Axel Springer AG und einer Journalistenschülerin, merkte der Alt-Bundeskanzler aber auch Kritik an. Insbesondere sei die Kommentierung der politischen Maßnahmen gegen die Wirtschaftskrise durch die Presse teilweise zu vorsichtig und nicht kritisch genug gewesen.

Nach Ansicht von Schmidt, seit 1983 selbst Mitherausgeber von Holtzbrincks "Die Zeit", hätten Wirtschaftsjournalisten auch oft zu sehr in nationalen Grenzen gedacht. "Wirtschaftsjournalisten haben oft selbst keinen ausreichenden Überblick über das, was in weiter entfernten Ländern wie Russland, China und Saudi-Arabien passiert“, sagte Schmidt in Köln. Die Folgen der Wirtschaftskrise für die Medienwelt werde bei uns ähnlich wie in den USA verlaufen, prognostizierte er.
 
 

Auch über seinen eigenen Medienkonsum gab der Alt-Bundeskanzler am Mittwoch in Köln Auskunft: Er selbst lese immer noch täglich mindestens acht bis neun Zeitungen. Darunter auch internationale Presse wie die englischsprachige „Herald Tribune“ und die „Financial Times“. Im Hinblick auf das Wahljahr 2009 betonte Schmidt, dass die TV-Talkshows mehr Entertainment als Politik seien und daher nicht geeignet dafür wären, „einen Gedanken mal länger auszuführen“. Eine weitere Folge der TV-Dominanz: Politiker ohne Ausstrahlung hätten in einer Fernsehdemokratie ohnehin kaum eine Chance, merkte der Hamburger an.

Er selbst ist am 13. April noch einmal in Sandra Maischbergers Reportage "Helmut Schmidt außer Dienst" (SWR) sowie ab 04. Mai in der dreiteiligen Dokumentation "Mein Deutschland" (Das Erste) im Fernsehen zu sehen. Zum aktuellen Personalstreit um den ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender äußerte sich Schmidt nur sehr zurückhaltend: Die öffentliche Auseinandersetzung komme ihm „sehr seltsam“ vor. Grundsätzlich solle Parteipolitik aus den öffentlich-rechtlichen Sendern rausgehalten werden.