Erwachsen auf ProbeWährend "Big Brother" schon lange keinen Kritiker mehr hinter dem Ofen hervorholt und sich selbst bei Dschungelcamp und "DSDS" diesmal niemand so recht öffentlich empören wollte, trat RTL mit der angekündigten neuen Dokusoap "Erwachsen auf Probe" einen Sturm der Entrüstung los.

In den letzten Tagen äußerten sich Verbände von Kinderschützern, Hebammen, Psychotherapeuten und sogar die Kinderkommission des Deutschen Bundestags bestürzt über die Sendung und forderten RTL auf, sie nicht auszustrahlen. Teils griffen die Kritiker zu deftigen Vorwürfen von "Babyhandel" bis zu "eine neue Form der Prostitution", in jedem Fall sei aber das Wohl der Kinder gefährdet.

Nun lädt RTL die Kritiker - ebenso wie Journalisten - zu einem Vorab-Screening und daran anschließend einer inhaltlichen Diskussion der Sendung ein. Sie findet am kommenden Freitagnachmittag bei RTL statt. Der Sender verweist außerdem angesichts der heftigen Attacken noch einmal auf das Ausland: Es handle sich bei dem Format um eine Adaption eines BBC-Formats, das dort sogar von Lehrern als Schulungsmaterial eingesetzt werde. Zudem habe die FSF dem Format eine "positive, pädagogische Absicht" attestiert.

Dazu allerdings merkte Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW (LfM), am Freitag an, es sei eine Sache, ob die FSF an diesem Format keinen Anstoß genommen habe, und die beteiligten Eltern zu allem ihre Zustimmung gegeben hätten. „Aber es gibt - und das ist eine völlig andere Betrachtung - jenseits aller rechtlichen Fragen auch eine moralische Frage, die sich nicht rechtlich verrechnen lässt“, so Schneider.

Frauke Gerlach, Vorsitzende der Medienkommission der LfM, appellierte an die Verantwortung der Programmmacher. „Verantwortung heißt auch, gesellschaftliche Wirkungen in Betracht zu ziehen, die unerwünscht sind - wie zum Beispiel eine Gewöhnung daran, dass Babys zu Faktoren der Fernsehunterhaltung werden“, sagte sie.