Logo: Sat.1; Grafik: DWDL.deGuido Bolten hat seit seinem Antritt Anfang des Jahres bei Sat.1 einiges bewirkt. Er holte Johannes B. Kerner zurück zu Sat.1, verpflichtete Oliver Pocher, kündigte die Reanimierung von "ran" an und stellte auch das Team hinter den Kulissen neu auf, unter anderem mit "DSDS"-Executive Producer Wolfgang Link als neuem Unterhaltungschef. Damit schaffte er es, den Sender nach langer Zeit endlich wieder mit positiven Nachrichten in die Schlagzeilen zu bringen. All das waren aber bislang nur Ankündigungen. Wirklich am Erfolg messen lassen musste sich Bolten bislang nicht, auch die Flops, die im ersten Halbjahr schon aufliefen, hat er geerbt.

An diesem Montagabend gibt es nun aber erstmals eine deutlich sichtbare Veränderung im Sat.1-Programm, die seine Handschrift trägt. Bolten, der selbst aus der Magazin- und Dokutainment-Ecke stammt, geht dabei volles Risiko und setzt auf einem bislang eigentlich recht ordentlich laufenden Sendeplatz auf ein Genre, das bei Sat.1 bislang völlig chancenlos war: Dokusoaps. Dabei mangelte es bei Sat.1 in den letzten Jahren nicht gerade an Versuchen, diese in der Primetime zu etablieren. Doch während RTL mit Zwegat, Wittler und Co. regelmäßig Top-Quoten holt, produzierte Sat.1 nur einen Flop nach dem anderen. Ob "Die Gerichtsvollzieher - Klopfen, Klingeln und Kassieren", "Die Jugendcops", "Geheime Helfer", "Gnadenlos gerecht", "Gemeinsam stark" oder "Die Abzocker" - spätestens nachdem der Anfangsschwung verflogen war, landeten alle Formate tief im einstelligen Marktanteils-Bereich.

Während Sat.1 die Dokusoaps bislang stets mittwochs - und damit in direkter Konkurrenz zu Zwegat und Co. - ausgestrahlt hat, unternimmt Guido Bolten nun einen neuen Anlauf am Montagabend, wo Sat.1 mit US-Filmen in den letzten Monaten in der Regel solide bis gute Quoten einfahren konnte. Doch statt seichter Hollywood-Ware sollen sich die Zuschauer in den kommenden Wochen montags bei Sat.1 nun mit Problemkids beschäftigen.

Die Superlehrer LogoUm 20:15 Uhr treten zunächst die "Superlehrer" ihren Dienst an. Ein Team erfahrener Pädagogen versucht darin einer Reihe von Schulabbrechern zwischen 16 und 22 Jahren noch einmal eine letzte Chance auf einen Hauptschulabschluss zu verschaffen. Eine Stunde danach hat "Jugendcoach Oliver Lück" seinen Auftritt. Er nimmt sich Jugendlicher an, die durch Gewalt, Drogen und Kriminalität aufgefallen sind und versucht sie durch ein Anti-Aggressions-Training zurück auf den richtigen Weg zu bringen.

Das klingt nach nicht ganz einfacher Kost - ob sich die Zuschauer, die montags von Sat.1 eher locker-leichte Filme gewöhnt sind, darauf einlassen werden, ist alles andere als sicher. Dabei hängt vom Erfolg einiges ab, zumal hinter dem Test der Dokusoaps am Montag, der zunächst auf zehn Wochen angelegt ist, noch weitere Hintergedanken stehen könnten. Denn sollte Sat.1 endlich eine erfolgreiche Dokusoap finden, dann böte das auch die Chance, das neue Magazin mit Johannes B. Kerner, das voraussichtlich Anfang 2010 startet, am Montagabend unterzubringen. 

Allzu viele andere Möglichkeiten bieten sich Sat.1, das versprochen hat Kerner nicht nach 23 Uhr zu verstecken, auch gar nicht:  Der Mittwoch- und Donnerstagabend sind durch die Fußball-Übertragungen in den meisten Wochen belegt, dienstags läuft zunächst der kaum verrückbar erscheinende Sat.1-Film gefolgt von Ulrich Meyers Magazin "Akte", das seinen Sendeplatz ebenfalls behalten dürfte. Auch den erfolgreichen US-Serien-Sonntag wird Sat.1 kaum aufbrechen wollen. Ein Sendeplatz montags direkt im Anschluss an Jauchs "WWM" bei RTL hätte da durchaus Charme. Dazu bräuchte man aber zunächst mal ein einstündiges Format, das in der Primetime gute Quoten holen kann. Bei Sat.1 suchte man das abgesehen von den US-Serien am Sonntag zuletzt vergeblich.