Unser Star für OsloUnter dem Titel "Unser Star für Oslo" geht im kommenden Jahr der Vorentscheid für den Eurovision Song Contest, der am 29. Mai in Norwegen stattfindet, im Februar und März über den Sender. Erstmals kooperieren hierfür die ARD, die die Rechte an dem musikalischen Ereignis hält, und ProSieben, auf dessen Protagonisten Stefan Raab man aufgrund seiner ESC-Erfahrung nur zu gern zurückgreift. Bei der ARD suchte man nach einem neuen Weg für die Begleitung des Wettbewerbs im Programm, nachdem der ESC mehr und mehr an Akzeptanz in Deutschland verloren hatte.

Angesprochen auf mögliche Alternativen zur ProSieben-Kooperation sagte NDR-Intendant Lutz Marmor während einer Pressekonferenz am heutigen Donnerstag in Köln: "Es gibt immer viele Möglichkeiten, es ging aber auch um Stefan Raab". Von dessen musikalischer Glaubwürdigkeit wolle man profitieren. Raab selbst vergleicht die Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Senderverbund mit dem  "Fall des eisernen Vorhangs".
 

 
Unser Star für OsloUnd so sieht die Kooperation nun aus: In insgesamt acht Sendungen soll nach einem neuen musikalischen Talent Ausschau gehalten werden. Sechs der Vorentscheidungs-Shows werden bei ProSieben zu sehen sein. Das Viertelfinale und das Finale übrträgt die ARD in ihrem Gemeinschaftsprogramm Das Erste. Darüber hinaus begleitet die ARD den Wettbewerb im Hörfunk mit all ihren Popwellen. Angesprochen auf die Kostenteilung sagte NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber: "Jeder Sender zahlt seine Sendungen, das Bühnenbild teilen wir uns". Über das Honorar von Stefan Raab wurde noch nicht verhandelt.
 
Bei "Unser Star für Oslo" wird ein musikalisches Talent gesucht, dass laut Raab "der großen Masse" noch nicht bekannt ist. Gefragt seien alle musikalischen Genres. Bewerben kann man sich ab sofort. Ein entsprechendes Formular steht auf der Internetseite von ProSieben bereit. Die 20 besten Bewerber erhalten die Möglichkeit, in den Sendungen gegeneinander anzutreten. Die Zuschauer entscheiden per Telefon und SMS über ein Weiterkommen ihrer Favoriten. Im Finale treten dann die zwei verbliebenen Kontrahenten gegeneinander an. Abgestimmt wird nicht nur über den Sieger des Wettbewerbs, sondern auch über den Song, der dann beim ESC in Oslo zum Besten gegeben werden soll.

Mehr zum Thema:

Im Gegensatz zu anderen Casting-Sendungen stehe in diesem Fall die Musik im Vordergrund, beteuern Raab und die Vertreter der ARD immer wieder. Mit Blick auf die Sendung "Deutschland sucht den Superstar" sagte Raab: "RTL macht eine sehr gute Unterhaltungssendung. Wir suchen musikalische Talente. Das ist der Unterschied". Mit der Konzentration auf die Musik und nicht auf die Geschichten rund um die Kandidaten hofft man, dass sich auch Künstler bewerben, die sonst nicht bei einer Casting-Show antreten würden. Als Schlüssel zum Erfolg für eine Fernsehshow nennt Raab die Emotionalisierung des Publikums, die man bei "Unser Star für Oslo" musikalisch erreichen wolle.

Raab, ProSieben und die ARD wollen den ESC und die Künstlerauswahl im Vorfeld wieder zu einem nationalen Ereignis machen. Nach den großen sportlichen Veranstaltungen wie Fußball-WM und Olympia sei der Musikwettbewerb das große TV-Ereignis des Jahres schlechthin. Es handle sich hierbei um "eine Marke, die die Leute offensichtlich stark emotionalisiert", so Raab. Ihm sei die Begeisterung in Deutschland, bei der den Zuschauern ausreichend Zeit gegeben werde, eine Bindung zu ihrem Favoriten aufzubauen, wichtiger als die letztliche Platzierung beim Wettbewerb. Ohne Ehrgeiz geht Raab dennoch nicht an den Start: Er strebt er eine Platzierung "unter den ersten zehn" an.

Unser Star für OsloDie Beteiligten feiern ihre Kooperation als großen Coup. Ganz neu ist die Zusammenarbeit der ARD mit einem Privatsender in Sachen ESC allerdings nicht. Bereits mit dem Musiksender Viva hat man vor einigen Jahren beim Vorentscheid schon zusammengearbeitet. "Ein kleiner Schritt für das Fernsehen, ein großer Schritt für den Eurovision Song Contest", nannte NDR-Mann Schreiber das Vorhaben. ProSiebenSat.1-Vorstand Andreas Bartl sprach von einer "Win-win-win-Situation" für alle Beteiligten.

Von den Irritationen im Vorfeld der Kooperation wollte am Donnerstag während der Pressekonferenz im "Schlag den Raab"-Studio niemand mehr etwas wissen. "Für die Tatsache, dass die ARD an dieser Veranstaltung beteiligt ist, ging es für mich erstaunlich schnell", scherzte Raab. Da sich die ARD derart schnell entschieden habe, trage ARD-Chef Peter Boudgoust für ihn nun den Spitznamen Speedy Gonzales.