Foto: RTLAb dem morgigen Donnerstag soll dem DVB-T-Projekt in Stuttgart und ab dem Dezember in Halle/Leipzig neues Leben eingehaucht werden. In den beiden Regionen sind künftig auch die Sender der Mediengruppe RTL Deutschland im Programmbouquet, das derzeit nur öffentlich-rechtliche Programme beinhaltet, vertreten. Ab dem  Start unter dem Namen Viseo+ lassen sich dann  zusatäzlich zum bisherigen Angebot nicht nur die Programme RTL, Vox, Super RTL und RTL II, sondern auch die Bezahlsender RTL Crime und Passion über die Antenne empfangen.

Mit der Aufschaltung der Privat-Sender ist allerdings auch eine technische Umrüstung verbunden. Während die bisherigen Programme in Stuttgart und Halle/Leipzig im Datenformat Mpeg 2 verbreitet werden, setzt RTL auf das Mpeg 4-Verfahren, mit dem sich die Übertragungskapazitäten besser nutzen lassen und über den sich das Eineinhalbfache an Programmen übertragen lässt. Zudem werden die Sender verschlüsselt übertragen. Hierfür wird das Verschlüsselungssystem Conax genutzt.
 

 
Wer in den betreffenden Regionen künftig die neuen Programme empfangen möchte, benötigt einen entsprechenden Receiver. Die Geräte sind zu einem Preis ab 99 Euro im Fachhandel erhältlich. Darin enthalten ist die Smart-Card zur Freischaltung der Programme. Für den Empfang der Free-TV-Sender ist keine weitere Aktivierung nötig, die Programme werden automatisch bei Inbetriebnahme der Empfangsgeräte freigeschaltet. Gleiches gilt im ersten Jahr ab der Aktivierung für RTL Crime und Passion.

Nach zwölf Monaten jedoch wird für die Sender eine monatliche Gebühr in Höhe von 2,99 Euro fällig. Für die Abwicklung des technischen Services und die Kundenbeziehungen zeichet Satellitenbetreiber Eutelsat verantwortlich. Allerdings hat Eutelsat bei dem DVB-T-Projekt keinen Anteil an der Übertragung der Programme, sondern kümmert sich lediglich um die Zuschauer. "Durch den Aufbau unserer Kabelplattform Kabelkiosk haben wir viele Kompetenzen und entsprechende Strukturen für den Aufbau und die Pflege von Endkundenbeziehungen aufgebaut, die wir für Viseo+ einsetzen können", erklärt Martina Rutenbeck, Geschäftsführerin Eutelsat visAvision GmbH im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.

Von dem neuen Programmangebot versprechen sich die Beteiligten eine bessere Akezptanz für den einst als Überallfernsehen gepriesenen Vertriebsweg. "Unser Ziel ist es, mit dem Ausbau des Senderportfolios das Angebot zu verbessern und dadurch die Verbreitung der DVB-T-Nutzung in den jeweiligen Regionen signifikant zu erhöhen. Die Marktdurchdringung liegt zum Beispiel in Stuttgart momentan bei ungefähr sechs Prozent gegenüber teilweise mehr als 16 Prozent in Regionen, in denen die Privatsender sich bereits terrestrisch empfangen lassen", so Rutenbeck.

Bei RTL heißt es zum DVB-T-Start in Stuttgart: "Die effizientere Nutzung von terrestrischen Rundfunkressourcen und die Einführung adressierbarer Plattformen zur Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen in der digitalen Welt sind wichtige Ziele der Mediengruppe RTL. Beides ist nun zum ersten Mal in einem DVB-T-Projekt in Deutschland verwirklicht. Wir gehen mit sechs attraktiven Programmen an den Start und bringen damit mehr Vielfalt in DVB-T-Regionen, in denen es bisher keine Beteiligung großer Privatsender gab. Die beiden digitalen Spartenkanälen RTL Crime und Passion stellen zudem einen attraktiven Mehrwert dar, der auch jüngere Zielgruppen anspricht und damit den Verbreitungsweg weiter aufwertet“.

Die Verschlüsselung auch der frei empfangbaren Sender sei notwendig, "damit die Digitalisierung in kontrollierbarem Umfeld stattfindet", so RTL-Sprecherin Bettina Klauser auf DWDL.de-Nachfrage. Zur verschlüsselten Übertragung des Programmsignals gebe es daher mittelfristig keine Alternative. "So dient Verschlüsselung auch zum Schutz vor Piraterie und vor unbefugter Veränderung des Programmsignals durch Dritte", so Klauser weiter.

In den DVB-T-Regionen, in denen die RTL-Sender bereits im Senderportfolio enthalten sind, seien derzeit keine Änderungen geplant. "Wir werden uns aber natürlich die Akzeptanz des neuen DVB-T-Standards in den neuen Regionen ansehen und dann entscheiden, ob wir langfristig weitere Regionen auf die neue Technologie umstellen, um auch dort die Pay-TV-Sender anbieten zu können", sagte RTL-Sprecherin Klauser.