Foto: Holtzbrinck VerlagDie Fundamentalkritik des ehemaligen "Tagesthemen"-Moderators Ulrich Wickert lässt ARD und ZDF weitgehend kalt. "Internet und Fernsehen ergänzen sich - das ist eben völlig anders als zu Zeiten von Herrn Wickert", zitiert "Welt Online" aus der Antwort des ZDF auf die Tirade Wickerts, die am gestrigen Donnerstag in der "FAZ" zu lesen war. "Wer gut informiert sein will, kann auf die Nachrichten von ARD und ZDF nicht setzen", hatte Wickert der Zeitung gesagt.

Hinsichtlich der Themenauswahl hatte der ehemalige Moderator Nachrichtenmachern vorgeworfen, falsch zu gewichten. So sei zum Beispiel die Vorstellung des neuen Bundeskabinetts unvollständig gewesen. Darauf antwortet Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-aktuell gegenüber "Welt Online": "'Tagesschau' und 'Tagesthemen' haben sehr ausführlich über das neue Kabinett berichtet. Dabei haben wir zugleich versucht, die inhaltliche Ausrichtung der Ministerien in den Blick zu nehmen und es nicht beim 'name-dropping' zu belassen".
 

 
Auch den Vorwurf der falschen Gewichtung der Themen lässt Gniffke nicht gelten. Wickert hatte bemängelt, dass einem Anschlag im Irak in der ARD eine höhere Priorität eingeräumt wurde, als dem Durchwinken des Koalitionsvertrags durch die FDP. "Der schwerste Anschlag im Irak seit zwei Jahren mit 130 Todesopfern gehört selbstverständlich an Position 1", so Gniffke. Das Internet-Angebot der ARD-Nachrichtensendungen bezeichnete der Chefredakteur als "unverzichtbare Ergänzung, die zu unserem Auftrag gehört".

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Auch die Berichterstattung rund um den 20. Jahrestag des Mauerfalls verteidigen ARD und ZDF. So sei die von Wickert kritisierte Sendung mit Thomas Gottschalk "besonders erfolgreich" gewesen, heißt es aus dem ZDF. Die "Tagesschau" sei an diesem Tag mit einer Länge von 30 Minuten gesendet worden, die "Tagesthemen" wurden in einem gläsernen Studio vor dem Brandenburger Tor live hergestellt. Beide Sendungen seien "äußerst erfolgreich" gewesen.

Kein Verständnis zeigt Kai Gniffke für den Vorwurf Wickerts, die Texte in den ARD-Nachrichten seien minderer Qualität. "Wer so textet, ist nicht nur schusselig, sondern denkfaul", so Wickert. Gniffke dazu: "In der Vergangenheit wurden wir ja gelegentlich geneckt, dass 'Tagesschau' und 'Tagesthemen' zu staatsttragend daherkommen. Deshalb wundert mich diese neuartige Kritik".