Frank LukasNach feiern war Frank Lukas und seinem Team  in diesen Tagen offenbar nicht zumute. Vor  rund einem Jahr ging mit Timm der erste Free-TV-Sender für eine schwule Zielgruppe an den Start. Am 1. Dezember 2008 schmiss man die Eröffnungsparty. Doch das Jubiläum wird in diesem Jahr nicht gefeiert. Statt dessen macht man sich lieber daran, nach einem bewegten ersten Jahr mitten in der Wirtschaftskrise die Weichen für 2010 zu stellen. Nach einem Start mit zunächst sechs Stunden täglich wurde das Programm bereits im Februar auf 24 Stunden ausgeweitet.

Zu den Inhalten des Senders gehören neben US-Serien, eingekauften Shows und Doku-Reihen vor allem die eigenproduzierten Formate. Seit dem Sendestart kurvt mit der "Timmousine" ein Talk-Taxi durch Berlin, Herzstück des Senders ist das Magazin "Timm today", das derzeit werktäglich fünfzehn Minuten Nachrichten, Hintergrundberichte und Servicethemen mit schwulem Blickwinkel bietet. Laut einer Erhebung durch die Institute Innofact und GIM schalten täglich 300.000 Zuschauer in das Programm von Timm, das sich über Kabel, Satellit und IPTV kostenfrei beziehen lässt. Die eigene Internetcommunity, die in Zukunft eine größere Rolle beim Sender spielen soll, verfügt laut Senderangaben über 11.000 registrierte Nutzer.
 

 
"Timm ist angekommen - im Herzen der Zuschauer", lautet das Fazit von Senderchef Frank Lukas nach dem ersten Jahr. Mit der Vermarktung liegt Timm laut Lukas "im Plan". So hätten sich anfängliche Berührungsängste mit dem Sender und seiner Zielgruppe mit dem ersten Tag gelegt. "Als First-Mover ist Timm auch ein ordentliches Stück Pionierarbeit, aber mit der Qualität der Zielgruppe können wir unsere Kunden überzeugen. Besser verdienende Männer, die bei uns ohne Streuverluste erreicht werden", so Lukas im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.

Allerdings ging auch die Krise nicht spurlos an dem ambitionierten Neustart vorbei. Im Mai wurde das Magazin "Timm today", das journalistische Aushängeschild des Senders, zwischenzeitlich eingedampft. Rund 25 freie Mitarbeiter mussten gehen. An die Stelle der zwanzigminütigen Sendung trat ein kurzer Newsflash. "Wir sind mit 'Timm today' für die Sommermonate in eine kreative Pause gegangen, jetzt läuft die Sendung wieder täglich mit fünfzehn Minuten, und das sehr erfolgreich", erklärt Lukas. "In diesem schwierigen Jahr 2009 gibt es wohl keinen Fernsehsender in Deutschland, der nicht bei den Eigenproduktionen sparen muss", sagt er.

Auch bei Timm sucht man nach neuen Erlösquellen neben der klassischen Werbung. Für das kommende Jahr küdigt Senderchef Lukas neue Services für die Zielgruppe an. So sind zum Beispiel eine Event- und Updatecommunity mit angeschlossenem Ticketverkauf und Reiseangeboten geplant. Auch im Internet steht ein Umbau an. "Schwule Männer haben ein anderes Nutzerverhalten, auch was das Internet betrifft", erklärt Lukas. Neben den bereits erwähnten Services will man mit der Community auch den Austausch der Zielgruppe untereinander stärker fördern.

Inhaltlich wird es im kommenden Jahr unter anderem sportlich zugehen bei dem Spartensender. So wird Timm zum Beispiel von den Gay Games, die im Sommer in Köln stattfinden, berichten. Im Vorfeld zum Christopher Street Day soll der aktuelle Stand der Homo-Politik der großen Parteien beleuchtet werden. Zudem will man die regionale Berichterstattung ausweiten. So sollen in Köln Schnittplatz und Kameras stationiert werden, auf wichtigen Events für die Zielgruppe will man sich blicken lassen.
 
Außerdem soll die "Timmousine" verstärkt außerhalb von Berlin ihre Runden drehen. Auch der Einsatz von Korrespondenten in anderen Städten und Regionen als den schwulen Hochburgen Berlin und Köln ist geplant. "Mindestens so wichtig wie das Programm ist aber die Vernetzung von Event, Online und TV", erklärt Lukas mit Blick auf das kommenden Jahr, das unter den Vorzeichen Service und Unterhaltung stehen soll.