Foto: RTLGerhard Zeiler, CEO der RTL Group, stellte während einer Keynote zur Zukunft des privaten Fernsehens die Leistungen der privaten Sender für den deutschen Medienmarkt in den Mittelpunkt. Zeiler hielt die Rede während eines Symposiums des Verbands privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) sowie der Verwertungsgesellschaft VG Media. Als wichtiger Motor der Kreatvibranche hätten die  Sender laut Zeiler während der Krise bewiesen, dass sie flexibel auf die Herausforderungen des Marktes reagieren können.

Da laut Zeiler allerdings davon auszugehen sei, dass die Sender "auf absehbare Zeit mit dem derzeitigen Werbeaufkommen im besten Sinne des Wortes auskommen müssen", formulierte er in seiner Keynote das Selbstverständnis seiner Branche und seine Anforderungen an die Politik. Der RTL-Chef sieht in den Sendern weit mehr als eine Abspielstation für die Inhalte der Produzenten. Vielmehr seien sie "nicht nur der Motor, sondern auch der Mittelpunkt der kreativen Industrie in Deutschland".
 

 
Zeiler erklärte: "Egal, ob es sich um die Konzeption eines Sendeformats handelt, ob es darum geht, das Programm optimal zu produzieren oder ob es darum geht, das fertig gestellte Produkt auch richtig einzusetzen - also den richtigen Sendeplatz zu finden - ohne einen wesentlichen Kreativbeitrag des Senders ist jedes noch so qualitätsvolle TV-Produkt nur die Hälfte wert".

Neben dem Bekenntnis zum Fernsehen als Leitmedium erwähnt Zeiler die gesellschaftlichen Erwartungen an eigene fiktionale Inhalte und Informationsprogramme. "Ich glaube, dass sich das Privatfernsehen in Deutschland sehr wohl all diesen Erwartungen stellt", sagte er und betont, dass man auch zu seinen Informationsangeboten wie dem Nachrichtensender n-tv stehe, "auch wenn sie Geld kosten, auch obwohl sie zum Teil erheblich defizitär sind".

In seiner Rede beklagte Zeiler, dass die Fernsehsender, im Gegensatz zu anderen Zweigen der Medienindustrie, von der Politik eher stiefmütterlich behandelt werden. "Wenn es um die Interessen der Medien geht, dann sind die Filmindustrie einerseits und die Produktionsunternehmen andererseits die Liebkinder von Politik und Regulatoren. Auch die Verleger stoßen auf offene Ohren mit ihren Sorgen und Bedürfnissen", führte Zeiler aus. Fernsehsender würden hingegen als das "notwendige Übel" angesehen.

Sorge bereitet dem RTL-Chef unter anderem die Überregulierung des Privat-Fernsehens in Deutschland und eine fehlende Balance zwischen öffentlich-Rechtlichen und privaten Sendern, wobei die Einnahmen von ARD und ZDF kontinuierlich ansteigen, während die Erlöse von RTL & Co. marktbedingt sinken. Auch der Diskussion um weitere Werbeverbote begegnet Zeiler kritisch.

Weitere Punkte sind die Sorge vor einer ansteigenden Piraterie im audiovisuellen Bereich, sowie die Konkurrenz mit dem Internet auf hybriden TV-Geräten. "Es können in Zukunft Internetanbieter einen Teil des Fernsehschirms dafür nutzen, die gesamte Sendezeit direkt neben dem Fernsehbild Werbung zu präsentieren, während die Fernsehsender selbst mit zwölf Minuten Werbung pro Stunde beschränkt sind", beklagt Zeiler. Auch der Urheberschutz spiele hier eine Rolle. "Die Sender kämpfen bislang vergeblich darum, wie andere Kreative auch, einen Ausgleich dafür zu bekommen, dass ihre Inhalte privat kopiert werden dürfen", sagte er.

In seiner Rede appelliert Zeiler an die Politik, über die Vorteile eines bereits in anderen Ländern eingeführten Werbeverbots für Öffentlich-Rechltliche nachzudenken. "Private Fernsehunternehmen erfüllen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe in unserem Land, und sie werden das auch in Zukunft tun. Sie brauchen dazu keine finanzielle Unterstützung, keine Gebühren, keine Steuern. Sie brauchen dafür vor allem eins: Faire Marktbedingungen und konsequenten Schutz vor Piraterie", lautet Gerhard Zeilers Fazit.