RTL II-Chef Andorfer hält "Gay-Channel" für möglich

Josef Andorfer sieht neben der Verdopplung der Erträge von RTL II durch gezielt betriebenes Merchandising auch enormes Potenzial für einen schwul-lesbischen Fernsehsender. "Schwule und Lesben sind sicherlich eine Bevölkerungsschicht, die im deutschen Fernsehen als Zielgruppe für die Werbewirtschaft noch nicht genug bedient wird. Schauen sie nach Italien, dort ist der Gay-Channel sehr erfolgreich, weil er von der Werbewirtschaft angenommen wird", so Andorfer gegenüber der Financial Times Deutschland.

Unklar sei aber noch, ob er selbst bzw. RTL II dieses Potenzial ausschöpfen wollen. Vorerst stehen die Vorbereitungen für den Start von "Victoria", dem bereits angekündigten Sender für Frauen zwischen 20 und 40, auf dem Programm. Gesendet werden ausschließlich lateinamerikanische Seifenopern, die sogenannten "Telenovelas". Dieser Sender soll sich, ebenso wie ein möglicher "Gay Channel" oder ein "Manga-Sender" ausschließlich durch Werbeerlöse finanzieren.

Im Gegensatz dazu sollen für den "Muttersender" RTL II neue Einnahmequellen erschlossen werden. So sind für Andorfer Kooperationen im Plattengeschäft, Merchandising-Artikel und Spielkarten zu Zeichentrickserien vorstellbar.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der RTL II-Chef mit einem positiven Ergebnis. Da RTL II die Programmkosten seit dem Boomjahr 2000 kontiniuerlich gesenkt hat, erwartet er für das Jahr 2002 einen Profit von etwa 50 Millionen Euro. Für das nächste Jahr strebt Andorfer einen Marktanteil von sechs Prozent an.