Foto: ProSiebenSat.1Am Abend nach dem Champions League-Spiel des FC Bayern München gegen Manchester United mit über 10 Millionen Zuschauern von den Baustellen bei Sat.1 zu sprechen, könnte man für Understatement halten. Aber das wäre falsch. Andreas Bartl, nach dem Ausscheiden des mutigen aber glücklosen Guido Bolten jetzt Sat.1-Geschäftsführer, ist einfach Realist. Dass der Sender auf der einen Seite über zahlreiche gut laufende Programmmarken und Formate verfügt, darf nicht von Problemen ablenken. Champions League ist schließlich auch nicht alle Tage. Deshalb zieht das Team rund um Andreas Bartl beim Sat.1-Programm für 2010 gleich an mehreren Stellen die Schrauben an. In München präsentierte der Sender am Abend seine Pläne für 2010. Auf den ersten Blick lässt sich bei den Formaten keine bestimmte Richtung erkennen. Doch die formuliert der Chef ausführlich und mit Leidenschaft für Bastelei am Programm. Bartl sagt selbst, er sei als Senderchef wieder in seiner geliebten Werkstatt angekommen.
 

 
Und nur was den neu gesteckten Zielen des Senders entspricht, wird seine Werkstatt verlassen. "Kein Mensch braucht ein 2. RTL, kein Mensch ein 2. ProSieben", analysiert Bartl. Sat.1 sei die Alternative für alle, denen ProSieben zu jung und RTL zu laut sei. Das Programm von Sat.1 müsse "Fernsehen für unsere besten Jahre" sein. Als Zielgruppe definiert Bartl die 30- bis 59-Jährigen. Die kennen Sat.1 als Heimat deutscher Fiction, die man daher auch wieder ausbauen will, um an alte Erfolge anzuknüpfen. Neben zahlreichen Dienstagsfilmen sind auch zeitgenössische Filme wie "Die Frau des Schläfers" oder "Marco W." geplant. Und über die bereits am Montag startenden eigenproduzierten Serien "Der letzte Bulle" und "Danni Lowinski" hinaus arbeitet Sat.1 an weiteren neuen Krimiserien, die noch 2010 starten sollen. Zu den großen TV-Events, die ebenfalls noch in diesem Jahr zu sehen sein werden, zählen die Verfilmung des Frauenromans "Die Wanderhure" mit Alexandra Neldel und die Verfilmung des Ken Follett-Beststellers "Die Säulen der Erde".

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Im Bereich Show sieht es schon anders aus. Bartl vermisst bei Sat.1 die großen Labels, die großen Programme, die imagebildendend für den ganzen Sender sein können, wie es etwa "DSDS" oder "Wer wird Millionär?" für RTL oder Stefan Raab für ProSieben sei. Ein erster Versuch daran etwas zu ändern ist die neue Castingshow "Masterchef", in der ab Sommer am Freitagabend die Frage geklärt werden soll, wer Deutschlands bester Koch ist. Vorher zeigt Sat.1 wie bereits bekannt die Gameshow "Die perfekte Minute" mit Ulla Kock am Brink und eine eigenentwickelte Gameshow unter dem Arbeitstitel "Mein Mann kann". Darin pokern Ehefrauen mit dem Können Ihrer Männer: Wieviel trauen Sie Ihnen zu - und wieviel können sie wirklich. Zur WM ist Oliver Pocher mit dem zweiteiligen Special "Pochers Sommermärchen" im Programm und wird sowohl nach den Gründen suchen, warum wir in diesem Jahr Weltmeister werden als auch, warum es die anderen Länder eben nicht werden können.