Bild"Bild sucht Hobbygerichtsreporter" hieß es am Mittwoch in Anzeigen in diversen Berliner Tageszeitungen. Nachdem sich die Leserreporter als Paparazzi-Ersatz bei "Bild" bereits etabliert haben, sollen sie künftig nach dem Willen des Springer-Blatts auch aus den Gerichtssälen berichten. Zunächst handelt es sich aber um eine Testphase, die sich auf Berlin und dort auch lediglich die Pressekammer beschränkt, wie ein Springer-Sprecher gegenüber dem "Tagesspiegel" sagte.

In den Anzeigen sucht man nun nach Personen, die ein bis zwei Mal pro Woche öffentliche Verhandlungen besuchen und diese gegen ein kleines Honorar mitprotokollieren würden. Juristische Grundkenntnisse seien dafür zwar hilfreich, aber nicht notwendig. Voraussetzung seien lediglich Kenntnisse in Stenografie oder einer anderen Protokolltechnik. Sollte sich durch die Protokolle ergeben, dass ein Presserechts-Fall für ein größeres Publikum interessant sein könnte, soll dann ohnehin die "Bild"-Redaktion nachrecherchieren.

Beim Journalistenverband DJV ist man erwartungsgemäß nicht gerade angetan: "Das ist der erste Schritt, um die auf juristische Themen spezialisierten Journalistinnen und Journalisten einzusparen", kritisierte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. "Wenn nur noch Amateure den Gerichtsverfahren beiwohnen, können Redaktionen kaum den Ablauf eines Gerichtsverfahrens nachvollziehen oder Interviews in Verhandlungspausen führen." Fraglich sei auch, ob die Persönlichkeitsrechte von Angeklagten oder Zeugen weiterhin den notwendigen Schutz erführen.