Sender setzen immer mehr auf teure Mehrwertdienste

Foto: DWDL"Sportschau" und "Wiso", "Deutschland sucht den Superstar" und "Wer wird Millionär" - immer häufiger bieten die TV-Sender den Zuschauern die Möglichkeit, über telefonische Mehrwertdienste Informationen abzurufen oder interaktiv am TV-Programm teilzunehmen. Die Sender nutzen die Mehrwerttelefonie umfangreich zur Zuschauerbindung und für das Erwirtschaften zusätzlicher Erlöse,. Das ist das Ergebnis einer von Telemedia Interactive und Specialitising in Auftrag gegebenen Studie, die erstmals Transparenz in den Markt der Mehrwertdienste im TV bringen soll.

Stephan Mayerbacher, Leiter Marketing-Kommunikation der Telemedia Interactive GmbH und verantwortlich für die Studie "Mehrwertdienste in deutschen TV-Vollprogrammen", kommentiert: "In Zukunft wird das bereits breit gefächerte Angebot von Mehrwertdiensten qualitativ sowie quantitativ weiter ausgebaut. Fernsehen wird dadurch nicht nur attraktiver, sondern das TV-Programmangebot wird sich nachhaltig verändern." Goldmedia, Berlin, prognostiziert dem Markt der Mehrwertdienste im deutschen TV ein Umsatzwachstum von rund 15 Prozent jährlich auf bis zu 780 Mio. EUR in 2008.

Private Fernsehsender nutzen telefonische Mehrwertdienste am häufigsten

Die Studie basiert auf einer Stichprobenerhebung vom Herbst 2003, in der 510 Programmstunden von acht deutschen TV-Vollprogrammen (RTL, SAT.1, ProSieben, RTLII, VOX, Kabel, ARD und ZDF) untersucht wurden. Gemessen an der Anzahl der Sendungen mit Mehrwertdiensten dominieren klar die großen Privatsender ProSieben und RTL. Spitzenreiter ist dabei ProSieben: In mehr als einem Viertel aller untersuchten TV-Sendungen sind Mehrwertdienste integriert.

RTL setzt vor allem in seinen zahlreichen Magazinsendungen stark auf Mehrwertdienste (49 Sendungen, die 16 Prozent des Gesamtprogramms ausmachen). Auch SAT.1 (16 Prozent), das ZDF (15 Prozent) und die ARD (12 Prozent) nutzen die kostenpflichtigen Nummern in größerem Umfang. Vox und Kabel 1, die Privatsender der zweiten Generation, weisen dagegen einen deutlich geringeren Anteil an Sendungen mit Mehrwertdiensten auf.

Televoting und PremiumRate fast gleichauf

Die beliebtesten Vorwahl-Nummern der TV-Sender sind 0137 (Televoting) und 0190 bzw. 0900 (PremiumRate). Mit 39 bzw. 35 Prozent stellen diese Mehrwertdienste die am häufigsten genutzten Nummernräume dar. Auf Shared Cost-Lösungen mit 0180-Vorwahlen entfallen lediglich 21 Prozent der Mehrwertdienst-Beiträge. Weitgehend unbedeutend im Markt mit einem Anteil von fünf Prozent sind - gemessen an der Anzahl von insgesamt 507 Beiträgen - die 0700- und 0800-Vorwahlen.

Ein wichtiges Ergebnis: Die Sender setzen mehrheitlich auf vermeintlich zuschauerfreundliche Tarife. Im Durchschnitt orientiert sich das Gros der Mehrwertdienste am Preis einer Postkarte. Lediglich beim ZDF wurde im Untersuchungszeitraum eine hoher Anteil von Tarifen über 0,62 EUR festgestellt.

Mehrwertdienste stark in reichweitenschwächeren Zeiten

Die Verteilung der Mehrwertdienst-Beiträge verhält sich fast konträr zur täglichen Fernsehnutzung. Die Sender bieten zahlreiche Mehrwertdienste bisher vor allem in reichweitenschwächeren Zeitschienen an. So erreicht die Anzahl der Beiträge mit Mehrwertdiensten mittags ihren Tageshöchstwert, am Vorabend und in der Primetime sinkt der Anteil deutlich.