Als die ARD im Juni die Verpflichtung von Günther Jauch bekanntgab und fast nebenbei eine umfassende Reform des Abendprogramms unter der Woche ankündigte, wurden schnell die Fragen nach der Zukunft von Anne Will und Frank Plasberg laut. Nur über einen wurde kaum berichtet: Den einstigen Liebling der Medien und Feuilletons Harald Schmidt. Dabei belegte die ARD auch seinen Sendeplatz durch die angekündigte Einführung einer festen Talk-Schiene von Montag bis Donnerstag ab Herbst 2011 quasi handstreichartig neu.
Zu mehr als der Aussage "Comedy und Satire werden weiter ihren Platz im Ersten haben" ließ die ARD sich damals nicht hinreißen - von Harald Schmidt selbst, dessen Vertrag Mitte 2011 ohnehin ausläuft, war da keine Rede. Und auch in den folgenden Wochen verhielt sich die ARD auffällig zurückhaltend. Der ARD-Vorsitzende Boudgoust antwortete in einem Interview mit dem "Spiegel" auf die Frage nach dem Verbleib Schmidts: "Uns geht es zuerst ums Konzept und dann um die Person, mit der wir das umsetzen. Wenn etwas nicht funktioniert, gehen wir vor wie der Bundestrainer und besetzen um." Daraus lässt sich kaum ein leidenschaftliches Bekenntnis zu Harald Schmidt herauslesen.
Und tatsächlich ist man bei der ARD anscheinend geneigt, Schmidts wöchentliche Late Night sechseinhalb Jahre nach seiner Rückkehr ins Erste im kommenden Jahr auslaufen zu lassen. Zumindest ließen Vertreter des Senderverbunds gegenüber dem "Spiegel" nun durchsickern, dass man Schmidt diesen Abschied mit einem neuen Job schmackhaft machen möchte. So spiele man derzeit mit dem Gedanken, Schmidt die Moderation der ARD-Kabarett-Sendung "Satire-Gipfel" zu übertragen. Mit den Beteiligten gesprochen worden sei noch nicht, die Umsetzungschancen sind also noch unklar. Den Verantwortlichen erscheine das derzeit aber als "geradezu ideale" Lösung.
Zum Einen weil sich das Sendeplatz-Problem für Schmidts eigene Late Night lösen würde. Und zum anderen, weil der "Satire-Gipfel" ohnehin neuen Schwung braucht. Der bisherige Gastgeber Mathias Richling gelte intern mittlerweile als "Fehlbesetzung". In der Tat hat die ARD inzwischen die Kabarett-Hoheit an das ZDF verloren, das mit "Neues aus der Anstalt" wesentlich erfolgreicher ist, während der "Scheibenwischer"-Nachfolger "Satire-Gipfel" unter mangelnder öffentlicher Aufmerksamkeit leidet.
In der ARD hofft man, Schmidt den Wechsel zum Satire-Gipfel mit dem Verweis auf seine Wurzeln schmackhaft machen zu können: Schmidt fing einst als Kabarettist im Düsseldorfer Kom(m)ödchen an. Eine Hoffnung müssen die ARD-Oberen allerdings bereits jetzt wieder begraben: Auch mit Schmidts Rückkehr wird die alte Marke "Scheibenwischer", deren Verwendung Dieter Hildebrandt aufgrund der Konzeptänderung einst untersagt hatte, nicht wiederbelebt werden. Laut Spiegel sagte Hildebrandt bereits: "Nein, das ist für mich erledigt."