Der Staffelstab in der zweiten Fernsehliga wurde weitergegeben: Zuletzt sorgte in der zweiten Reihe besonders Holger Andersen bei RTL II für Wirbel mit neuen Programmfarben und einigen Experimenten. Aktuell jedoch hat die zweite Liga einen neuen Shootingstar: Kabel Eins. Geschäftsführer Jürgen Hörner hat das Programm des Senders nicht maßgeblich neugestaltet aber ein glückliches Händchen bei Spielfilm-Auswahl und Programmierung bewiesen.
Letzteres kommt nicht von ungefähr: Als Chef-Programmplaner der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH ist genau das sein Steckenpferd. Die Programmierung eines Spielfilm-Doppelpacks unter dem Label "Action Heroes" am Montagabend ist der durchschlagendste Erfolg. Aber auch die Serien, selbst eine Eigenproduktion wie "Die strengsten Eltern der Welt", performen derzeit zufriedenstellend bis sehr gut.
Mit derzeit 7,4 Prozent Marktanteil im August bei den 14- bis 49-Jährigen ist Kabel Eins auf Rekordkurs und kann dank der starken Sommer-Performance mit 6,1 Prozent Marktanteil im Jahr 2010 sogar den Einbruch durch die Fußball-Weltmeisterschaft ausgleichen: Im Jahr 2009 lag Kabel Eins ebenfalls bei 6,1 Prozent. Und die kommenden Monate sprechen eher dafür, dass am Ende des Jahres trotz Sportevents 2010 ein neuer Rekord für Kabel Eins wird.
Dass das in erster Linie mit fiktionalen Programmen, egal ob Spielfilmen oder Serien gelingt, wird den TV-Fan Hörner besonders freuen. Anders etwa als Vorgänger Guido Bolten ist er kein allzu leidenschaftlicher Anhänger von Dokusoaps und Infotainment. Umso zufriedener dürfte er aktuell sein. Auch, weil nach den sensationellen Marktanteilen mit den Sitcoms in der Daytime lange Zeit der Erfolg in der Primetime auf sich warten ließ. Zahlreiche Eigenproduktionen floppten in der vergangenen Saison.
U.a. mit hochwertigeren Filmen und effektiverer Programmierung hat sich jetzt auch hier der Erfolg eingestellt. Aber der Jubel bei Kabel Eins sollte nicht davon ablenken, dass Konkurrent Vox kurz vor dem Großangriff steht. Mit "X Factor" wagt Vox ein Großprojekt, wie es der Sender noch nie gesehen hat. Sollte die Kooperation mit Schwestersender RTL den gewünschten Erfolg für das Castingformat bescheren, könnte der Staffelstab schon wieder weitergegeben werden. Da sage noch einer, die zweite Fernsehliga in Deutschland sei langweilig.