
Mit seinem Wechsel zurück zu Sat.1 hat Harald Schmidt in dieser Woche wohl alle überrascht - nicht zuletzt die ARD. In der "Zeit" machte der Late-Night-Talker vor allem die Diskussion um die künftige Talk-Schiene am späten Abend verantwortlich, in der Schmidt offenbar keine allzu große Rolle mehr spielte.
"Die wussten nicht, wohin mit mir", sagte Schmidt. "Jetzt hinterlasse ich 26 Sendeplätze und ne Menge Kohle. Mein Etat reicht für 500 Ina-Müller-Sendungen." In den vergangenen Jahren sei es in der ARD zunehmend einsamer um ihn geworden. "Ab und zu erreichte mich irgendein Konzept. Die Weihnachtsgrüße sind von Jahr zu Jahr formeller geworden", so der Moderator, der zuletzt auch als neuer Gastgeber des "Satiregipfels" gehandelt war. "Ich habe immer alles nur gelesen, gesprochen hat mit mir niemand." Die Moderation dieser Sendung sein für ihn aber ohnehin nie infrage gekommen, weil er sich nicht als Kabarettist sehe.
"Ich veranstalte keine Abende mehr mit dem Sinn, am Ende recht zu behalten. Ich bin ein Late-Night-Moderator." Die Zeichen aus Reihen der ARD, die den Wechsel begründeten, scheinen jedenfalls eindeutig gewesen zu sein - und waren wohl auch der Auslöser für seine Entscheidung: "Als ehemaliger Marxist und Zivildienstleistender kann ich viel mit dem Satz anfangen 'Völker, hört die Signale'. Ich habe die Signale verstanden", sagte Harald Schmidt der "Zeit". Er sei davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit ohnehin wegen der möglichen neuen Angebote aufgehört hätte. Ab dem kommenden Jahr wird Sat.1 daher zu seiner neuen alten Heimat werden - ein Wechsel mit Signalwirkung, meint Schmidt.

Schmidt: "Die Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff vom WDR hat mir mal gesagt, sie wünsche sich von mir meinen Enthusiasmus, den ich fürs Theater habe, auch fürs Fernsehen. Da hatte sie recht, das war ein guter Satz." Entsprechend wenige Kommentare gab es nun auch nach Bekanntwerden von Schmidts Entscheidung. Dass er nun wieder zu Sat.1 wechselt, müsse man respektieren, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres am Mittwoch in Bonn. Solche Wechsel seien in der Branche schlicht ein Stück weit Normalität.
Ob Schmidt in Zukunft sein Geld wert ist, wird sich aber wohl erst in einem Jahr sagen lassen. Bis dahin wird er noch die letzte Staffel seiner ARD-Show moderieren, die in dieser Woche beginnt. Die zuletzt ohnehin schon selten gewordenen Kontaktaufnahmen zur ARD dürften in dieser Zeit noch weiter abnehmen. Ulrich Deppendorf, der Leiter des ARD-Haupstadtbüros habe ihn einmal gefragt, ob er sich "was vorstellen könne über Türken im Vorabendprogramm? Ich machte einen Ein-Satz-Witz: Kommt ein Türke zur Arbeit. Wir haben gelacht, viel mehr war da nicht."
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Die Schauspie-Phase habe ihn nun "wieder beschleunigt zurück in meine Originalrolle befördert: Und das ist der Late-Night-Moderator". Trotz aller Euphorie bezüglich des Wechsels: Details über seine künftige Show in Sat.1 stehen aber noch nicht fest. "Die Frage, wer mein Sidekick werden wird, gehen wir in aller Ruhe an", sagte Schmidt. "Ich hoffe, dass Helmut Zerlett wieder dabei ist. Alles andere wird sich ergeben."