Grafik: DWDL; Logo: Rose d'Or©
Gerhard Schröder wird am heutigen Mittwochabend die Goldene Rose in der Kategorie "Social Award" überreichen. Das wirkt auf den ersten Blick etwas seltsam. Auf den Zweiten auch. Und erst beim Dritten wird klar, wie unser ehemaliger Bundeskanzler zu diesem Job gekommen sein dürfte: Das Rose d'Or-Festival wird in seinem Jubiläumsjahr zum ersten Mal vom Schweizer Medienkonzern Ringier veranstaltet - und dort ist Gerhard Schröder bekanntlich seit 2005 Berater, eigentlich in politischen Dingen. Doch auch die Goldene Rose kann jede Unterstützung brauchen, wenn es darum geht, Schlagzeilen zu produzieren.

Denn der Name "Goldene Rose" mag innerhalb der Branche bekannt sein, darüber hinaus hat er aber bislang kaum Strahlkraft entfalten können. Dabei hatte man in nicht allzu ferner Vergangenheit schon einmal versucht, mit Glamour zu punkten. Bis 2006 wollte Festival-Direktor Georges Luks dafür sorgen, dass sich "die Breitenwirkung der Goldenen Rose in einem weiteren Publikum entfalten kann", wie er damals in einem DWDL.de-Interview sagte. Weil ihm Montreux dafür zu klein erschien, ließ er die Rose d'Or 2004 nach Luzern umziehen. Hier wirkte dafür dann - trotz der ebenfalls beschaulichen Atmosphäre - alles ein bis zwei Nummern zu groß. So groß, dass nach drei Jahren prompt die Pleite kam.

 

 

Dann übernahm Freddy Burger Management das Ruder - und vollzog eine komplette Kehrtwende. "Back to the Roots" hieß das Konzept ab 2007, eine Fokussierung auf Fachbesucher. Öffentlichkeit? Allenfalls zweitrangig. "Es hat ja keinen Sinn, eine Konkurrenzveranstaltung zu den Oscars aufbauen zu wollen. Das machen die besser und toller", so der Luks Nachfolger als Festival-Direktor Urban Frye damals. Und nun, nur drei Jahre später und pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum ist unter Ringier-Führung wieder alles anders. Der nun amtierende Festival-Direktor Rolf Probala: "Warum sollte die Rose d'Or nicht auch erreichen, was für Film-Festivals ganz natürlich ist: Ein attraktives Programm für Experten genauso wie für das Publikum?"

Comedy Night 2010© DWDL
Die Marschroute ist also klar: Etliche Veranstaltungen wurden bereits in diesem Jahr wieder für das Publikum geöffnet. So gab es am Dienstagabend eine international besetzte Comedy-Night, präsentiert von Thomas Hermanns, der in "Quatsch Comedy Club"-Manier inklusive "Fundstück der Woche" in einem Deutsch-Englisch-Mix durch den Abend führte. Am Sonntag lud die Rose d'Or bereits zum "Who wants to be a Millionaire"-Livespiel mit Chris Tarrant, der das "Wer wird Millionär"-Original bei ITV seit mittlerweile zwölf Jahren präsentiert. Und mit dem "Game World Playground" wurde zudem auch ein Teil des fachlichen Angebots für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Doch der Fokus des Festivals liegt natürlich noch immer auf den Fachbesuchern. Dabei ist es weniger das inzwischen "Rose d'Or Forum" getaufte Angebot an Panels und Keynotes, in denen vor auch in diesem Jahr recht kleinen Kreis mal wieder über die üblichen Themen 3D oder Multi-Plattform-Angebote diskutiert wurde, sondern die Möglichkeit, in der ruhigen Atmosphäre Luzerns Kontakte zu knüpfen und zu pflegen und im Film-Kiosk Programme aus aller Welt zu sichten. Als unangefochtener Renner stellte sich dort in den letzten Tagen mit "Benidorm Bastards" übrigens eine Versteckte-Kamera-Comedy mit Rentnern heraus. In Deutschland wurde das Format unlängst unter dem Namen "Das R-Team" von Sat.1 adaptiert - bislang allerdings noch mit wenig Erfolg.

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Eigentliches Herzstück bleibt aber natürlich der Wettbewerb um die Goldenen Rosen, die am Mittwochabend im KKL in Luzern in elf Kategorien vergeben werden. Durch die Verleihung führt neben Ben Shephard in diesem Jahr übrigens Nazan Eckes. Es bleibt abzuwarten, ob sie die einzige deutsche Vertreterin auf der Bühne bleibt. In den letzten drei Jahren waren deutsche Formate bei der Verleihung trotz zahlreicher Nominierungen stets leer ausgegangen. Neun Nominierungen gingen in diesem Jahr nach Deutschland, von "Broken Comedy" über "Inas Nacht" bis zur "Galileo"-Dokumentation "Karawane der Hoffnung". Letztere würden ihren Preis aus den Händen von Gerhard Schröder erhalten. Und das wäre dann vielleicht auch in Deutschland für eine kleine Schlagzeile auf Medienseiten gut.