Patrick Hörl, Foto: Discovery Networks Deutschland© Patrick Hörl, Discovery Networks Deutschland
Das Bildungsbürgertum kann allmählich aufatmen, der Untergang des Abendlandes ist vorerst wohl abgesagt. Offenbar wurde das Wehklagen über zu wenig ansprechendes Programm und späte Sendezeiten für Kulturinhalte erhört. Zwar ist das deutsche Fernsehen schon seit jeher um Längen besser als sein Ruf - doch neben den Perlen, die sich in den verschiedensten öffentlich-rechtlichen Programmen verstecken, tut sich auch in Sachen Leuchttürmen seit einiger Zeit so Manches. Während sich die Kulturkanäle Arte und 3sat merklich bemühen, ihre Programme auch für Menschen ohne kunstgeschichtlichen Lebenshintergrund zugänglich zu machen, sind auch private Fernsehmacher auf dem Vormarsch.

So ist der österreichische Sender Servus TV, der kürzlich aus Salzburg TV hervorging, mittlerweile auch in weiten Teilen Deutschlands zu empfangen und macht als eine Art Alpen-Arte mit manch spektakulärem Kulturprogramm auf sich aufmerksam. Und auch im Bezahlfernsehen, wo anspruchsvolle Dokuprogramme ohnehin schon lange ihren festen Platz haben, wird es mit Andy künftig einen Kanal ausschließlich für Kunst und Kultur geben.

 

Am gestrigen Mittwoch gab Patrick Hörl während der Cologne Conference erstmals Einblick in das neue Senderprojekt. Hörl war bis Ende 2007 Deutschland-Chef bei Discovery und brachte bereits Spartenkanäle wie Animal Planet und Dmax auf den hiesigen Markt. Im Jahr 2008 gründete er gemeinsam mit Medien-Mogul Jan Mojto das Unternehmen Autentic, das sich auf Sender in der Nische spezialisiert hat. Bereits im vergangenen Frühjahr brachten Hörl und Mojto Spiegel Geschichte an den Start und kündigten weitere Sender an - darunter auch Andy.

Der Spartensender für Kunst- und Kulturthemen soll im kommenden April erstmals zu sehen sein. Derzeit befindet man sich noch in der Konzeptionsphase und spricht mit möglichen Verbreitungspartnern. Geht es nach Hörl, soll Andy in möglichst vielen Märkten präsent sein. Je mehr sich ein Sender in der Nische bewege, desto höher sei aufgrund der anfallenden Kosten die Notwendigkeit zur Internationalisierung, erklärt Hörl.

In Deutschland müsse man die Plattformbetreiber noch vom Konzept überzeugen - in Italien sei man dagegen schon "sehr weit". Hörl macht keinen Hehl daraus, dass einem Spartenprogramm mit Kunst und Kultur durchaus eine Feigenblattfunktion im Senderportfolio zukommen könne. "Das versuchen wir zu nutzen", sagt er. Im Angebot hat er dabei ein Programm, das sich zusammensetzt aus Dokumentationen, Magazinen, Konzerten, Spielfilmen und Serien, Dokusoaps und Opern. Alles bei Andy soll sich rund um Kunst, Kultur, Architektur und Design drehen. "Wir wollen unseren Zuschauern Ereignisse bieten, bei denen man anschließend denkt, man hat seine Zeit sinnvoll verwendet", sagt Patrick Hörl. Geplant ist ein Sendebetrieb rund um die Uhr in HD. Rund 90 Prozent des Programmmaterials soll im nativen HD-Format vorliegen. Während der Startphase wird man verstärkt auf eingekaufte Programmware setzen.

Doch wer soll Andy schauen? Man äugt auf "Zielgruppen, die dabei sind, sich vom Fernsehen zu verabschieden", erklärt der Sendermacher. Gemeint sind Menschen, die Kinos, Konzerte und Ausstellungen besuchen, über ein höheres Einkommen verfügen und einen urbanen Lebensstil pflegen. Bei Autentic rechnet man sich gute Chancen aus. So stehen laut Hörl den 17 Millionen verkauften Bundesligatickets im vergangenen Jahr insgesamt 143 Millionen Tickets für Kulturveranstaltungen gegenüber - 113 Millionen davon für Ausstellungen.

Für Andy plant Autentic - wie auch schon bei Spiegel Geschichte - mit einem klassischen Abo-Modell. Die Vermarktung über Werbung soll zunächst keine Rolle spielen. Stattdessen sollen sich interessierte Unternehmen und Institutionen lieber an Produktionskosten beteiligen, erklärt Patrick Hörl in Köln. Der Schwerpunkt bei Andy werden Inhalte rund um Künstler verschiedenster Ausdrucksformen und ihre Werke sein. Filme, die von namhaften Künstlern selbst gestaltet werden, wird es vorerst wohl nicht geben. So etwas könnte ein Genre werden, müsste wegen entsprechender Kosten allerdings mit einem Partner realisiert werden, so Hörl.