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Dieser Schritt von MTV ist eine Kapitulation vor der sich verändernden Medienwelt in der das Musikfernsehen viel zu spät versucht hat, eine neue, ihm passende Rolle zu finden. Dazu kommt die seit Jahren vom Publikum geäußerte Kritik am immer geringeren Programmanteil des eigentlichen Markenkerns, der Musik. Der Wechsel ins PayTV könnte die letzte Chance von MTV gewesen sein, die Flucht nach vorne anzutreten. Denn eine Chance gibt es: Während die Entscheidung zunächst wie das Ticket zur sicheren Bedeutungslosigkeit wirkt, ist der tatsächliche Unterschied zwischen Free- und PayTV inzwischen fließend, was auch andere Unternehmen schon zu Gedankenspielen in puncto Bezahlfernsehen verlockt hat.

 

 

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Und die Kabelnetzbetreiber arbeiten schon seit längerer Zeit fieberhaft daran ihre selbstaufgesetzten PayTV-Pakete als Standard-Angebote an ihre Kunden zu verkaufen. Das deutsche MTV als Teil eines solchen Pakets wird damit im Grunde das, was das Original in den USA schon immer war: PayTV. So wie das amerikanische MTV zusammen mit CNN maßgeblich zur Etablierung der drüben "Kabelsender" genannten Kanäle führte, könnte das deutsche MTV ein wichtiger Hebel für die Kabelnetzbetreiber werden. Das Risiko sich selbst aus der Wahrnehmung der Zielgruppe zu verbannen, schwingt aber mit. Ein weiterer Stillstand hätte der Marke aber vermutlich mehr geschadet.

Eine späte Genugtuung dürfte währenddessen Dieter Gorny spüren. Der VIVA-Gründer hat damit jetzt letztlich ohne sein Beitun geschafft, was ursprünglich einmal das Ziel von VIVA war: Den Platzhirschen MTV verdrängen. Und das obwohl es nach der Übernahme von VIVA durch Viacom zwischenzeitlich mal ganz anders aussah. Während Gorny also - wenn auch aus Anstand nicht öffentlich sondern klammheimlich - über den Sieg von VIVA über MTV jubeln wird, gibt es abgesehen vom Publikum auch jemanden, den der Abschied von MTV aus dem werbefinanzierten FreeTV sehr ärgern wird: Den verrückten Frosch.