Tatort Internet© RTL II
An Kritik an der Sendung "Tatort Internet - Schützt endlich unsere Kinder" mangelte es in den vergangenen Wochen nicht. Politiker und selbst Kinderschutzverbände kritisierten die Art und Weise, wie die Sendung als öffentlicher Pranger inszeniert wird. Nun gibt's Lob von unerwarteter Seite: Die Direktoren der Landesmedienanstalten zeigten sich erfreut über die "gesellschaftlicher Diskussion", die RTL II mit "Tatort Internet" ausgelöst habe.

"Tatort Internet kann trotz mancher Zweifel an der Gestaltung der Sendung dazu beitragen, dass Eltern, die sich bislang nicht mit der Problematik beschäftigt haben, jetzt möglicherweise sensibilisiert sind und sich mehr dafür interessieren, mit wem ihre Kinder im Netz chatten", so der ZAK-Vorsitzende Thomas Langheinrich. Besonders hob er hervor, dass RTL II sich eben gerade an Zuschauer richte, die "die über die traditionellen Informationswege schwer zu erreichen" seien.

Dennoch werden sich die Medienhüter damit beschäftigen müssen, ob RTL II mit der Machart der Sendung nicht übers Ziel hinausgeschossen ist. Dafür wird nun eine Prüfgruppe der ZAK eingesetzt, die vor allem der Frage nachgehen soll, ob in den jeweiligen Beiträgen die mutmaßlichen Täter durch Äußerungen über ihre Lebenssituation für Außenstehende erkennbar waren und so Persönlichkeitsrechte verletzt und journalistische Standards missachtet wurden. Schlagzeilen machte unter anderem der Fall eines Caritas-Mitarbeiters, der direkt nach der Sendung identifiziert worden war und der daraufhin seinen Job verlor.

"Ohne das Ergebnis der Prüfung vorwegzunehmen gilt grundsätzlich, dass bei der Berichterstattung über Unglücksfälle, Straftaten, Ermittlungs- und Gerichtsverfahren die Medien in der Regel keine Informationen in Wort und Bild veröffentlichen dürfen, die eine Identifizierung potenzieller Opfer und Täter ermöglichen", so Prof. Wolfgang Thaenert, Direktor der LPR Hessen.