Karl-Dieter Möller© SWR/Peter A. Schmidt
ARD-Rechtsexperte, justizpolitischer Korrespondent beim Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof und bei der Bundesanwaltschaft - den Titel "Rechtsexperte der ARD" hat sich Karl-Dieter Möller redlich verdient. Wenn er sich Ende November in den Ruhestand verabschiedet, kann er auf fast 25 Jahre als Leiter der ARD-Fernsehredaktion "Recht und Justiz" zurückschauen. Im Interview mit dem "Tagesspiegel" wagt Möller nun bereits vorab einen Rückblick auf seine jahrzehntelange Tätigkeit für die ARD - und schaut auch kritisch über den Tellerrand hinaus, sprich zum ZDF.

Gerade die Berichterstattung im Fall Kachelmann sei dabei eine sensible Frage: "Da bekamen wir mächtig Schläge ab, weil die 'Tagesschau' anfangs nicht eingestiegen ist." Dennoch stehe er nach wie vor "voll dahinter", dass die "Tagesschau" erst dann ebenfalls zu dem Thema informierte, als die Anklage erhoben wurde. Generell sehe er den Prozess "in seiner jetzigen Phase" immer noch als Thema für ein Boulevardmagazin, was Möller auch auf Distanz zu den Kollegen von ZDF-"heute" gehen lässt, die mit dem Fall anders umgehen: "Die machen inzwischen um 19 Uhr Sachen, die wir im Ersten absolut niemals machen würden. Weinende Mütter, die Aufrufe an mögliche Entführer machen. Wie bei RTL."

Ein Rundumschlag gegen die deutsche Senderlandschaft abseits von der ARD ist das Interview dennoch nicht geworden. So wolle er beispielsweise Gerichtsshows nicht "in Grund und Boden verdammen", gleichzeitig warnte Möller davor, Jugendlichen ein falsches Bild der Justiz zu vermitteln. Seine Maxime bei der Berichterstattung sei es stets, auch komplizierte Sachverhalte verständlich zu erklären und dabei trotzdem auf eine eigene Einschätzung nicht zu verzichten.

Seine Pensionierung nimmt Möller mit Humor: "Da haben ja schon welche beim Sender spekuliert, dass ich gegen meine Pensionierung klage. Nein, das ist schon okay. Alte müssen raus, Junge rein. Ich gehe mit gutem Gewissen." Und ganz in den Ruhestand wird er sich übrigens nicht verabschieden: Im SWR-Wirtschaftsmagazin "Marktcheck" wird Möller als Experte dem Fernsehen erhalten bleiben.