Peter Frey wird ZDF-Chefredakteur© ZDF/Svea Pietschmann
Dass im Ersten ab Herbst an gleich fünf Abenden in der Woche getalkt wird, bereitet auch der Konkurrenz Kopfschmerzen. "Es besteht das Risiko einer Kannibalisierung", sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung."

"Ich glaube nicht, dass sich Günther Jauch und Frank Plasberg auf eine friedliche Koexistenz verständigen, nach dem Motto: Merkel kommt sonntags zu mir, Guttenberg geht montags zu dir", so Frey. Abgesehen davon: Talkshows haben mit den ältesten Zuschauerdurchschnitt. Und das an fünf Abenden hintereinander? Das ist waghalsig und kein Schritt in die Zukunft." Sein Sender wolle sich auf Maybrit Illner konzentrieren.

Die Versuchung der Macher von Talkshows bestehe darin, Erfolg durch die stets gleichen Namen zu suchen, meint der ZDF-Chefredakteur. "Manchmal habe ich den Eindruck, dass Politiker der Generation Siebzig-plus da Sonderverträge haben. Dabei kommt es auf Originalität und Vielfalt an, auch die jüngere Generation muss sich wiederfinden." Doch Frey hat in den kommenden Monaten mit genügend eigenen Baustellen im Programm zu kämpfen - vor allem die ZDF-Programmreform im April soll diesbezüglich wichtige Weichen stellen.

"Es gibt im deutschen Fernsehen keine Schutzzonen und keine programmierten Erfolge mehr. Zwischen 19 und 23 Uhr ist die Konkurrenz riesig", sagte Frey der "FAZ". So müsse sich etwa "Frontal 21" am Dienstagabend gegen die geballte Unterhaltung der Konkurrenz behaupten. Eine neue Programmaufstellung alleine genügt dabei aus Sicht des Chefredakteurs nicht: "Es gilt nicht nur, das neue Schema zu bespielen, sondern auch neue Konzepte zu entwickeln." Vor allem bei den Dokumentationen am Dienstagabend sieht Frey Veränderungsbedarf. "Bisher sind wir um 20:15 Uhr zu heterogen. Der Zuschauer weiß nicht immer, was zu erwarten ist."

Ähnlich wie es mit "Terra X" am Sonntag gelungen ist, soll daher auch ein Label für die ZDF-Dokumentationen gefunden werden. "So etwas muss uns auch am Dienstag gelingen. Ich denke an eine Art 'ZDF-Universum', eine 'ZDF-Zeit'." Dass das Magazin "ZDF.reporter" der Programmreform zum Opfer falle, sei "schade", sagte Frey im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", doch die Sendung habe in der Vergangenheit zu oft ihr Konzept verändert. Frey: "Was bei den Reportern formal entwickelt wurde, wird sich in neuen Reportage- und Dokumentationsstrecken wiederfinden. Mir ging es auch darum, Bewegung ins Programmschema zu bringen. Und die entsteht am Ende nur, wenn man etwas opfert."

Peter Frey selbst scheint sich derweil mit seiner neuen Funktion beim ZDF arrangiert zu haben. "Es hat sich fast alles verändert. Chefredakteur - das ist, an den allermeisten Tagen, ein neuer Beruf", sagte er der "FAZ". Der Machtkampf um seinen Vorgänger Nikolaus Brender wirkt allerdings noch nach. Frey: "Unabhängigkeit ist für Journalisten immer ein Thema. Im vergangenen Jahr, das wirklich schmerzhaft für das ZDF war, ist in Vergessenheit geraten, dass wir uns, was die journalistische Praxis angeht, die Berichterstattung, nichts vorzuwerfen haben. Nichts in der Ära Brender und auch nichts mit dem neuen Chefredakteur Frey."