Erst kürzlich hatte WDR-Sportchef Steffen Simon klar Stellung gegen eine mögliche "Sportschau"-Ausstrahlung nach 20 Uhr in Folge der Neuausschreibung der Bundesliga-Übertragungsrechte bezogen. Im Interview mit der "Frankfurter Rundschau" sieht Simon die Sport-Institution des deutschen Fernsehens aktuell gut aufgestellt.
Auf die Frage, ob die "Sportschau" mit der steigenden Verschiebung von Werbebudgets ins Internet nicht eine "Altherrenveranstaltung" sei, kontert Simon mit überzeugenden Zahlen - und sieht die Sendung im Hinblick auf das Erreichen junger Zuschauer als eine der wenigen Ausnahmen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: "Die 'Sportschau' ist eine der wenigen Sendungen, mit der die ARD noch ein überdurchschnittlich junges Publikum erreicht. Der Fußball ist für das öffentlich-rechtliche Fernsehen ohnehin noch einer der letzten Anker, die wir überhaupt noch erfolgreich in die junge Generation hinein werfen können. Nehmen wir allein die Männer zwischen 14 bis 49 Jahren: Bei denen haben wir einen Marktanteil von 28 Prozent. Das schafft kaum keine andere Sendung so verlässlich wie wir."
Auch zur 3-D-Technik bezieht der WDR-Sportchef Stellung. Gerade für die Verwendung bei Fußball-Übertragungen, dem Zugpferd der "Sportschau", zeigt er sich alles andere als beeindruckt von den technischen Neuerungen: "Natürlich versucht die TV-Industrie, das Fernsehen in 3-D über Sportveranstaltungen zu pushen. Das hat sie schon bei den hochauflösenden Bildern so gemacht und etwa die Olympischen Spiele in HD übertragen. Ich hege allerdings große Zweifel gegen die 3-D-Technik, zumindest wenn es um den Einsatz im Fußball geht."
Simon sieht in der Technik sogar eine Verschlechterung in Sachen Fußball-Ausstrahlungen - und findet deutliche Worte: "Das ist ein großer Fake! Eine Sportart, die zu 85 Prozent aus der Totalen gefahren wird, die Null-Komma-Null an 3-D-Effekten bietet, ist dafür nicht geeignet. 3-D raubt dem Publikum die Übersicht. Das ist kein Erlebnis, das bringt den Fußball nicht weiter und nicht die Berichterstattung. Wenn sich das durchsetzen sollte, dann wäre das ein Rückschritt für uns alle."
Generell zeigt Simon sich zufrieden mit dem Stellenwert der "Sportschau" und den derzeitigen Rahmenbedingungen. Man habe den früher kritisierten Werbeeinsatz "auf ein wirklich erträgliches Maß reduziert" und er sieht die "Sportschau", auch vor dem ungewissen Ausgang der Vergabe der Bundesliga-Rechte ab 2013, als "starke Marke". Er wisse zwar nicht ob die "Sportschau" noch einmal - wie von 1993 bis 2003 - über einen längeren Zeitraum ohne Bundesliga-Übertragungen "überleben" werde, dennoch sei die Sendung als Fernseh-Institution fest in den Köpfen der Zuschauer verankert: "Wie oft wurde zu meiner Zeit bei 'ran' gesagt: Was ihr da mit der ,Sportschau’ auf Sat.1 so macht ... Das zeigt, dass die 'Sportschau' bei den Fußball-Fans ein derart feststehender Begriff ist, dass sie offensichtlich nicht totzukriegen ist."