So sehr Carsten Maschmeyer die ARD-Dokumentation "Der Drückerkönig und die Politik" verhindern wollte, so öffentlichkeitswirksam beschwerte er sich schließlich, als es doch zur Ausstrahlung kam, über die Vorgehensweise der Doku-Macher. Gerade an einer Person machte Maschmeyer seine Kritik einer fragwürdigen Berichterstattung fest: Am "Panorama"-Reporter Christoph Lütgert.
Dieser wiederum bezieht nun in einem Interview beim Branchendienst "Meedia" klar Stellung zu seiner Vorgehensweise bei der Entstehung der für Maschmeyer wenig schmeichelhaften Dokumentation. Zunächst sei er von dem gewaltigen Echo auf die Doku selbst überrascht gewesen: "Wir haben schon mit viel Aufmerksamkeit gerechnet, sonst macht man so etwas auch nicht. Und wir haben auch damit gerechnet, dass es Herrn Maschmeyer stören wird. Aber die Art und Weise, wie er zurückschlägt - damit habe ich persönlich nicht gerechnet." Um direkt das Bild, das von AWD-Gründer Maschmeyer in der Doku gezeichnet wird, bestätigt zu sehen: "Aber vielleicht hätte ich mir das von vorneherein denken müssen bei den Methoden, zu denen er fähig ist, wie wir im Film aufgezeigt haben."
Zu den Methoden zählten auch Maschmeyers Versuche, die Ausstrahlung zu verhindern - ein Vorgang, den Lütgert in seiner langen Reporter-Karriere "noch nie" erlebt habe. Und gleichzeitig ordnet er das aggressive Vorgehen des AWD-Gründers als "die beste Werbung, die wir kriegen konnten" ein.
Dadurch, dass Maschmeyer laut der "FAZ" juristisch prüfen lasse, ob Lütgert durch seine Vorgehensweise bei der Doku-Entstehung den Strafbestand der Nötigung und der politischen Verdächtigungen erfülle, zeigt sich der Reporter betont unberührt: "Das Tolle ist, dass der NDR ein ganz vorzügliches Justiziariat hat und dem vertraue ich mich an. Alles was kommt, gebe ich an Klaus Siekmann weiter. Als juristischer Laie fühle ich mich da ganz sicher und habe auch kein bisschen Angst." Bestätigt fühlen dürfte sich Lütgert auch durch die öffentlichkeitswirksame Vorgehensweise des NDR, der Maschmeyers Kritik bereits mit einer Chronik der Ereignisse und der Recherche zur Doku gekontert hatte und damit auch ein klares Bekenntnis zu Lütgert abgab. Wenig verwunderlich, dass dieser den Rückhalt im Sender als "hervorragend" empfindet.
Auch sieht Lütgert, der den Gedanken einer persönlichen Fehde zwischen ihm und Maschmeyer in dem Interview zurückweist, die Dokumentation als Beleg für die Verantwortung des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks, auch unangenehme Themen kritisch anzusprechen: "Es gehört wirklich zu den vornehmsten Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Systems, solche Missstände aufzuzeigen. Von persönlicher Fehde kann nicht die Rede sein. Sicherlich gibt es auch andere Strukturvertriebe als den AWD, aber man kann kein abstraktes Stück dazu machen. Maschmeyer ist nun mal jemand, der in die Öffentlichkeit drängt. Wenn das, was er beruflich getan hat, so im Widerspruch zu dem steht, wie er in der Öffentlichkeit als Wohltäter auftritt, dann ist das berichterstattenswert. Zudem gibt es keinen aus der Szene, der so eng mit der Politik verzahnt ist."
In einem Punkt zeigt sich Lütgert allerdings einsichtig: Er habe in der Tat durch eine Szene zu der Kritik Anlass gegeben, als Reporter in der Dokumentation zu präsent gewesen zu sein: "Die Szene, in der ich an der Maschmeyer-Villa klingele und hinterher dann so einen Gefühlsausbruch kriege - diese Szene würde ich nicht mehr so machen. Dadurch kam der Vorwurf der eitlen Selbstdarstellerei auf. Das hätten wir nicht reinschneiden müssen."