RTL-Journalistenschule© RTL
Eingeladen wurde ins Kongresszentrum des neuen RTL-Hauptquartiers in Köln-Deutz. Die Feier des 10. Geburtstages der RTL-Journalistenschule am Donnerstag war die bislang größte Veranstaltung in den noch sehr jungfräulichen Räumen und begann am Nachmittag mit einem kompakten Fachkongress. Zur Zukunft des Fernsehens und des TV-Journalismus gab es ganz in der Natur solcher Veranstaltungen mal mehr, mal weniger erhellende Erkenntnisse. Doch zuvor nutzte die Chefin der Mediengruppe RTL Deutschland ihre Begrüßungsrede für überraschned deutliche Kritik an der Medienpolitik und -regulierung sowie Wettbewerbern.

Sie begann mit einem Seitenhieb gegen die ProSiebenSat.1 Media AG. "Natürlich kosten Informationsprogramme und im Besonderen Nachrichten Geld. Keine Frage, man könnte viele Sendeminuten deutlich günstiger füllen als mit Informationsprogrammen", stellte Schäferkordt fest. "Es gab im deutschen TV in den letzten Jahren diverse Lösungsansätze, um die rückläufigen Werbeerlöse zu kompensieren. Die Lösungen, die viele andere Marktteilnehmer gefunden haben, passen nicht zum Selbstverständnis unserer Gruppe. Statt Informationsprogramme zu kippen oder ganze Sender abzustoßen, haben wir unsere Strukturen hausintern im Bereich Information optimiert."

Sie meint die Gründung des Tochterunternehmens InfoNetwork, welches zuletzt durch eine Mitarbeiterbefragung Schlagzeilen machte, die ein fahles Licht auf das Arbeitsklima warf. Schäferkordt betonte am Donnerstag: "Wir hielten und halten Informationsprogramme in unserer Gruppe in all ihren Facetten auf unseren Sendern für unverzichtbar, für einen unverzichtbaren Bestandteil unseres Programmangebotes, einerseits für unsere Zuschauer, die über unsere Programme Zugang zu den für sie relevanten täglichen Informationen bekommen. Andererseits begreifen wir uns als vollwertiges Rundfunkunternehmen, zu dem Informationsprogramme aus eigener redaktioneller Quelle dazugehören."

Anke Schäferkordt© RTL
Und hier klingt bereits das Hauptanliegen mit. RTL-Chefin Schäferkordt fordert mehr Vertrauen: "Die RTL-Journalistenschule ist ein gutes Beispiel dafür, dass Eigeninteressen der privaten Wirtschaft und gesellschaftliches Engagement sehr wohl verknüpft werden können." Gerade deshalb halte sie den Gedanken der Medienwächter, die Branche und insbesondere den Informationsbereich der Branche "ein regulatorisches Zwangskorsett" verpassen zu wollen, wie es im sogenannten Newspapier der DLM aus dem letzten Jahr angeklungen sei, für wenig sinnvoll. "Wenn der Gesetzgeber diese Programme fördern will, wäre der eheste Weg doch bei der Erleichterung regulatorischer Rahmenbedingungen. Ziel der Ordnungspolitik müsste es sein, gewachsene, erfolgreiche Strukturen zu unterstützen. Davon sind wir aber meiner Einschätzung aber noch sehr weit entfernt."

Hier sei das Privatfernsehen gegenüber den Zeitungen und Zeitschriften klar benachteiligt, so die RTL-Geschäftsführerin. "Kein Verlagsgeschäftsführer könnte sich Gesetze vorstellen, ob und an welcher Stelle in seiner Zeitung eine halbe oder ganzseitige Anzeige geschaltet werden darf und ob das für alle Ressorts gleich gilt oder nicht. Für das immer noch sehr junge Medium Privatfernsehen ist die Unterstellung der Unmündigkeit des Zuschauers nach wie vor Realität", beklagt Schäferkordt und fordert: "Hier könnte eine weitere Deregulierung des Werbemarktes definitiv hilfreich sein."