Nach einer mehrmonatigen Prüfung meldete das Bundeskartellamt in der vergangenen Woche ernste Bedenken gegen die geplante gemeinsame Video-Plattform von ProSiebenSat.1 und der Mediengruppe RTL Deutschland an, auf der unter einer gemeinsamen Oberfläche Sendungen verschiedener Sender - auch solcher die nicht den beiden Gruppen angehören - in kompletter Länge zum Abruf bereitgestellt werden sollen. Bekannt geworden war das Projekt als "deutsches Hulu", in Anspielung auf die bekannte amerikanische Plattform, auf der viele Produktionsfirmen ihre Produktionen zum Abruf anbieten.

Die "Wirtschaftswoche" meldet nun, dass man bei ProSiebenSat.1 und der RTL-Gruppe nach einem neuen, neutralen Partner sucht, der die Plattform betreiben soll, um so das Veto noch zu verhindern. Konkret genannt werden die Telekom, Springer und 1&1, das über Unternehmenskreise schonmal habe verlauten lassen, dass man das leisten könne.

Allerdings will man bei den Sendern von einer Partnersuche überhaupt nichts wissen. Ein Sprecher der Mediengruppe RTL Deutschland bezeichnete gegenüber DWDL.de die Spekulationen als falsch. "Wir werden vielmehr, wie bereits angekündigt, unsere Chance nutzen, die Bedenken des Kartellamts auszuräumen. Wir glauben an das Projekt und den Mehrwert für die Internetnutzer und sind damit längst nicht allein, wie jüngste Äußerungen u.a. aus der Medienpolitik gezeigt haben."

Das Kartellamt hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass die Beschränkung des Zugangs auf Fernsehsender und einschränkende Vorgaben zu Verfügbarkeitsdauer, -zeitpunkt und Qualität der Angebote die bestehenden Verhältnisse des Fernsehwerbemarkt auf das Segment der Online-Video-Werbung zu übertragen. Ein Sprecher der Mediengruppe RTL Deutschland sprach vergangene Woche von einer "Erweiterung des Angebots ins Unendliche", die "die Qualität des Angebots konterkariert" hätte.