Seit Thomas Ebeling das Ruder bei ProSiebenSat.1 übernommen hat, äußert er sich regelmäßig überraschend distanziert zum Call-TV-Spross seines Unternehmens. Das war auch bei der Vorstellung der insgesamt überaus gut ausgefallenen Zahlen für das Geschäftsjahr 2010 nicht anders. Denn während es fast überall Zuwächse zu vermelden gab, gehörte 9Live neben dem Teletext zu den wenigen Feldern, in denen man Umsatz-Rückgänge hinnehmen musste.

Immerhin: Verlust macht 9Live derzeit nicht, so Ebeling am Donnerstag vor Journalisten, es gebe aber eben für das Call-TV-Geschäftsmodell auch "keine wahnsinnig attraktiven Wachstumschancen". Ebeling brachte es auf den Punkt: "Mit dem jetzigen Geschäftsmodell kann man leben - aber es ist kein attraktives Leben."

 

Interessant dabei übrigens: Ein ProSiebenSat.1-Sprecher sprach Ende 2010 noch von einem "sehr guten Ergebnis", das 9Live erzielen werde und sah den Sender auch für 2011 "bestens aufgestellt" - eine Interpretation, der offensichtlich nicht einmal der eigene Chef öffentlich folgen wollte. Ebeling kündigte stattdessen an, man werde verschiedene Optionen prüfen und gehe dabei ergebnisoffen an die Sache heran. Am Ende dieses Prüfprozesses könne dann durchaus stehen, dass man mit der Marke, dem Sender oder auch dessen Frequenz etwas anderes mache.

 

Einen Abnehmer für den analogen Kabelplatz, den 9Live noch immer belegt, hätte ProSiebenSat.1 in jedem Fall im eigenen Haus. Andreas Bartl, Chef der deutschen Sendergruppe, bekräftigte erneut, dass man die technische Reichweite des im Mai vergangenen Jahres gestarteten Frauensenders Sixx weiter ausbauen wolle und daher auch einen Platz im analogen Kabel anstrebe. Via Satellit sendet Sixx seit kurzem bereits zumindest nach 21 Uhr auch analog, 9Live hingegen hat die analoge Verbreitung via Satellit eingestellt. Die Luft für 9Live-Chef Bartoleit, der schon lange auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen für den Sender ist, diese bislang aber nur zaghaft umsetzen konnte, wird offenbar dünner.

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