Seit mehr als einem Jahr ist Andreas Bartl nicht nur Fernsehvorstand von ProSiebenSat.1, sondern zusätzlich auch Geschäftsführer von Sat.1. Doch auch wenn mit "Danni Lowinski" und "Der perfekte Minute" neue Erfolge etabliert werden konnten: Zuletzt verzeichnete der Sender im Schnitt nur noch knapp mehr als zehn Prozent Marktanteil. "Uns fehlt bei Sat 1 hin und wieder die Konstanz", sagte Bartl nun in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".
Mit der Rückkehr von Harald Schmidt, Fußball und deutschen Serien will der Sender nun im Grunde genommen dort weitermachen, wo man vor knapp acht Jahren nach dem Abschied von Geschäftsführer Martin Hoffmann aufhörte. "Ich will Sat 1 zu seinen ursprünglichen Stärken zurückführen, weil sich der Sender damals gut positioniert hatte und erfolgreich war. Nun machen wir die moderne Variante", so Bartl, der Kern-Genres klarer zur Geltung bringen möchte. Auch eine Rückkehr der Bundesliga kann sich Bartl dabei vorstellen. Spitzenfußball sei immer "interessant", man werde sich deshalb die Neuausschreibung der Rechte "genau anschauen".
Helfen soll bei der Entwicklung des Senders künftig aber auch "Entertaining Reality", wie es der Sat.1-Geschäftsführer nennt - doch das Wort dürfte spektakulärer klingen als es ist, schließlich sind Reality-Formate im deutschen Fernsehen inzwischen längst nichts Neues mehr. Zudem will Andreas Bartl auch mit Information punkten, wenn auch nicht unbedingt im Sinne klassischer Nachrichten. "Ich fasse den Nachrichtenbegriff weiter als der eine oder andere Medienpolitiker. Mir ist daran gelegen, bei Sat 1 in der späten Stunde eine Infoschiene aufzubauen von Montag bis Donnerstag, was wir tun", sagte Bartl im "SZ"-Interview.
Auch Magazine wie "Akte" und "ErmittlungsAkte" zählt Bartl dabei zu den Informationsangeboten. "Verbraucherinformation ist auch Information. Ich glaube, dass die Lebenswirklichkeit der Zuschauer den Informationsbegriff weiter fasst als nur politische Information." Und selbst Rückkehrer Harald Schmidt könne künftig diesbezüglich eine Rolle spielen. "Harald Schmidt ist ein großer Kommentator des aktuellen Geschehens und wenn seine Show als Informationssendung eine größere Rolle spielt, habe ich nichts dagegen."
Welche Rolle Oliver Pocher nach dem Aus seiner Late-Night-Show spielen wird, ist dagegen noch nicht entschieden. Zudem scheint es ungewiss, ob Pocher in Sat.1 überhaupt noch eine Chance erhalten wird. "Aber wir haben ja eine Senderfamilie, ich kann mir ein Engagement bei einem anderen Sender in unserer Gruppe vorstellen", sagte Bartl in der "Süddeutschen Zeitung". "Das ist noch offen, aber wir wollen mit ihm weiter arbeiten." Vielleicht kommt dann sogar ein Einsatz auf der ProSieben-"Alm" in Frage - dafür sucht Bartl derzeit noch noch Moderatoren. "Wir brauchen an der Stelle ein witziges Duo, das es mit Dirk Bach und Sonja Zietlow aus dem Dschungelcamp aufnehmen kann."