Unumstritten war die "Super Nanny" bei RTL noch nie - doch der in dieser Woche erhobene Vorwurf von Seiten der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) wiegt schwer. In einer Folge der Dokusoap sieht die KJM einen Verstoß gegen die Menschenwürde (DWDL.de berichtete).
Besonders eine Szene, in der eine Mutter ihre fünfjährige Tochter anschreit, ihr mit Schlägen droht, sie ignoriert und schließlich auch schlägt, ohne dass das Kamerateam eingreift, sorgt für Unverständnis bei den Jugendschützern. Nun setzt sich "Super Nanny" Katia Saalfrank zur Wehr. "Ich habe die Situation nicht selbst erlebt, sonst hätte ich sofort eingegriffen", sagte sie gegenüber der "Bild"-Zeitung.
Fraglich ist allerdings, warum das Kamerateam in diesem Fall nicht eingriff. "Sie erstatten zunächst Bericht über den Zustand in der Familie – vergleichbar mit dem Entstehen von Bildern aus Krisengebieten, wo ebenfalls Berichterstattung geschieht", so Saalfrank. "Wenn wir jetzt darüber diskutieren, ob die Offenlegung einer Misshandlung von Kindern im Fernsehen nicht angemessen ist, dann verschließen wir die Augen und schauen weg, vergessen diese Kinder, die Hilfe brauchen, bagatellisieren und tabuisieren."
Bei RTL kann man die Vorwürfe und das Urteil indes nicht verstehen - und verweist auf die Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), die bei einer nachträglichen Prüfung keinen Verstoß gegen die Menschenwürde habe feststellen können. "Für die Zukunft gilt es nun, einheitliche und verbindliche Maßstäbe zu entwickeln und festzulegen, auf welcher Grundlage Verletzungen der Menschenwürde festgestellt werden können", sagte eine Sendersprecherin zu "Bild" und kündigte zugleich an, gegen die Bescheide Rechtsmittel einlegen zu wollen.
Die KJM hatte am Donnerstag kritisiert, dass das in seinem sozialen Achtungsanspruch verletzt und zum Objekt der Zurschaustellung degradiert werde. Die Sendung hätte aus Sicht der KJM überhaupt nicht im Fernsehen gezeigt werden dürfen.