Bislang ist der Revisionsbericht zum mutmaßlichen Betrugsfall beim Kinderkanal noch nicht veröffentlicht worden. Unbekannt ist der Inhalt trotzdem nicht, denn dem "Spiegel" liegt der Bericht offenbar vor. Demnach wird auch der einstige Programmgeschäftsführer Frank Beckmann, heute NDR-Programmdirektor und Vorabend-Koordinator des Ersten, stark belastet.

Dem "Spiegel"-Bericht zufolge existierten etliche Hinweise auf den exorbitanten Geldbedarf des mittlerweile gekündigten Herstellungsleiters Marco K. Schon im November 2007 unterrichtete demnach ein Kika-Mitarbeiter den Redaktionsleiter der Programmplanung. Der soll später zu Protokoll gegeben haben, die Schilderungen hätten bei ihm "keinen Schalter" umgelegt. Der Mitarbeiter informierte dabei auch den damaligen Programmgeschäftsführer Frank Beckmann.

Der habe "völlig gelassen reagiert und gesagt: 'Ich kenne Marco, so ist er nun einmal'", heißt es im Revisionsbericht. Beckmann selbst bestreitet die Vorwürfe gegenüber dem "Spiegel". Der ehemalige Programmgeschäftsführer sagte den internen Ermittlern, er habe das Gerücht gekannt, dass sich K. häufiger in Spielcasinos aufhalte. Auch von Zocker-Trips nach Baden-Baden und Las Vegas habe er gewusst. "Er hatte seine Informationen vom Hörensagen", so Beckmann heute über den Informanten. Dennoch habe er den Vorgesetzten des Informanten angesprochen, der die Aussage als "Gerede" eingeordnet habe. K. wies die Verdachtsmomente in einem Gespräch mit Beckmann von sich.

Dabei berichten Kika-Mitarbeiter, K. habe zum Abschluss von Dienstreisen gern auch im Leipziger Casino gestoppt - und bei einem dieser Besuche sogar mal einen Gewinn von 100.000 Euro erzielt. Zudem sollen Skatturniere ausgerichtet worden sein, an denen Beckmann mitunter persönlich teilgenommen habe. Er habe an "etwa drei Skatturnieren" teilgenommen, bestätigte Beckmann nun dem "Spiegel", verwies allerdings zugleich darauf, dass diese "definitiv nicht dazu geeignet" gewesen, dem Herstellungsleiter eine außergewöhnliche Spielsucht zu attestieren. "Der Einsatz für den gesamten Abend lag meiner Erinnerung nach bei fünf bis zehn Euro."

Die durch Beckmann eingeräumte Sonderstellung brachte K. nach Angaben des "Spiegel" sogar ein auf Kosten des Kika angemietetes "Direktionsfahrzeug". K. sei täglich von zu Hause abgeholt und wieder zurückgefahren, obwohl die Straßenbahnhaltestelle direkt vor seiner Wohnung lag, zitiert das Nachrichtenmagazin aus dem Revisionsbericht. Und nicht nur das: An Wochenenden soll ihn der Chauffeur oft sogar in seine Zweitwohnung nach Berlin gefahren haben. Bei der Affäre wird der ehemalige Herstellungsleiter Marco K. beschuldigt, beim Kika über viele Jahre hinweg insgesamt 8,2 Millionen Euro abgezweigt zu haben.

Erst kürzlich hatte auch ZDF-Intendant Markus Schächter Vorwürfe gegen die Leitungsebene um den heutigen NDR-Fernsehdirektor Frank Beckmann, der zwischen 2000 und 2008 Programmgeschäftsführer des Kika war. In jener Zeit habe die Information über die Glücksspielleidenschaft des Herstellungsleiters "nachweislich die Leitungsebene des Kika erreicht", soll Schächter dem ZDF-Verwaltungsrat vor wenigen Wochen mitgeteilt haben.