Carsten Maschmeyer, Gründer des umstrittenen Finanzdienstleisters AWD, wird nun doch nicht als Gast auf der Jahrestagung des Netzwerk Recherche auftreten. Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge sagte er seine Teilnahme an dem Streitgespräch zum Thema "Medienopfer oder Finanzbetrüger?" ab.
Mit "Befremden" verfolge er die öffentliche Debatte über das geplante Streitgespräch, zitiert die "SZ" aus einem Schreiben Maschmeyers. Es werde ihm unterstellt, er habe die Veranstalter "instrumentalisiert" oder es könne sich "um einen PR-Gag" handeln. "Nach reiflicher Überlegung habe ich entschieden, meinen Beitrag zur Glättung der Wogen zu leisten, und meine Teilnahme abzusagen, solange ich ja auch noch nicht im offiziellen Programm stehe", so Maschmeyer weiter.
Der Absage war ein Streit zwischen NDR-Reporter Christoph Lütgert und dem Netzwerk Recherche vorausgegangen. Lütgert, dessen Maschmeyer-Dokumentation "Der Drückerkönig und die Politik" zu Beginn des Jahres für reichlich Wirbel sorgte, hatte behauptet, Netzwerk Recherche hätte sich Maschmeyers Bedingungen unterworfen - was der Reporterverein umgehend zurückwies. Vielmehr habe Netzwerk Recherche die Einladung ausgesprochen und Maschmeyer die Bedingungen akzeptiert, die für alle Diskussionen auf der anstehenden Jahrestagung gelten.
Netzwerk Recherche betonte, dass man Maschmeyer bereits Mitte März zu einem Streitgespräch mit dem Lütgert angefragt habe, was Maschmeyer allerdings mit der Begründung ablehnte, er fühle sich von Lütgert "alles andere als fair" behandelt. Daraufhin habe man für ein Streitgespräch mit "Spiegel"-Reporter Markus Grill angefragt, der ebenso zahlreiche unangenehme Firmendetails des Finanzdienstleisters AWD aufgedeckt habe. Lütgert selbst, der vor wenigen Tagen sogar mit seinem Austritt aus dem Netzwerk Recherche gedroht hatte, hätte jedoch vom Publikum aus Fragen stellen können - dazu wird es nach Maschmeyers Absage nun allerdings ohne nicht kommen.