Am Nachmittag teilte die Bundesliga mit, dass das Bundeskartellamt grünes Licht für ein künftiges Ausschreibungsmodell ohne Fernseh-Berichterstattung am Vorabend gegeben hat - während im Internet erste Berichte zur gewohnten Zeit möglich wären, könnte es erste Bilder von den Bundesliga-Spielen im Free-TV erst gegen 22 Uhr zu sehen geben. Das wäre ein klarer Nachteil für die "Sportschau" in ihrer jetzigen Form.

Angesichts der jüngsten Neuigkeiten rund um die noch für dieses Jahr geplante Rechte-Ausschreibung kam das Medienforum.NRW gerade recht. Am späten Montagnachmittag diskutierten prominente Vertreter von Sendern und Liga über die Zukunft der Bundesliga-Berichterstattung. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky machte dabei deutlich, dass das Internet-Modell für die ARD nicht in Frage komme. "Wir haben keinen Plan B", sagte er - außer natürlich die Möglichkeit, in andere Sportarten zu investieren.

In die Quere sei der ARD allerdings auch das ZDF gekommen, das erst kürzlich in Eigenregie die Rechte an der Champions League erworben hat. "Für die ARD ist es nicht gut, dass das ZDF die Champions League-Rechte hat", sagte Balkausky. Der Grund: ProSiebenSat.1 tummelt sich dadurch nun bei anderen Rechten und könnte der ARD womöglich bei der Bundesliga gefährlich werden. Ohnehin fühlt man sich in der ARD ein wenig schlecht behandelt. "Wir werden ja immer gescholten", sagte der Sportkoordinator fast schon trotzig. "Entweder verschwenden wir Gebühren oder machen Verbände kaputt", so Balkausky mit Blick auf die Streitigkeiten um die Leichtathletik-WM.

Auch den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung könne er nicht einsehen. RTL-Sportchef Manfred Loppe hatte zuvor deutlich gemacht, dass sich RTL die Rechte an der Bundesliga kaum leisten könne, da man damit jährlich mehr als 30 Millionen Euro Verluste einfahren würde. Balkausky erwiderte, dass auch RTL Wettbewerbsvorteile genieße - etwa bei der Formel 1, da es den Öffentlich-Rechtlichen sonntags verboten sei, Werbung im Rahmen der Motorsport-Königsklasse auszustrahlen. 

Doch zurück zum aktuellen Bundesliga-Poker, bei dem eine Entscheidung noch längst nicht gefallen ist. "Ich sehe die Pakete als gleichwertig an und habe großes Vertrauen in die Leute, die sie zusammengestellt haben", sagte Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt. Bei Sky ist man jedenfalls gespannt, inwiefern das Internet-Szenario dem Bezahlsender die erwünschte zusätzliche Exklusivität bringen könnte. Sky-Sportvorstand Carsten Schmidt gab sich indes angriffslustig. "Vor Giganten dürfen wir keine Angst haben", sagte er in Köln nicht zuletzt hinsichtlich möglicher neuer Konkurrenten wie Google und Apple.

Man wolle bei den Rechte-Verhandlungen "sehr aggressiv" sein und andere nicht vorbeiziehen lassen. "Im Live-Bereich werden wir keine Kompromisse machen", so Schmidt. Die Zukunft sieht er in der Verbreitung auf mehreren Plattformen - hier zeige das kürzlich gestartete Sky Go den Weg. 3D sei hingegen nur ein "mittelfristiges Marketinginstrument". "Das ist etwas sehr Spektakuläres, aber kein Grund, um größere Investitionen zu tätigen", sagte der Sky-Sportvorstand. Auf multiplen Plattformen zu senden, sei "interessanter als 3D, 4D oder 5D".

Welche Rolle das Internet in Zukunft für die Bundesliga spielen wird, konnten auch die Fachmänner nicht beantworten. RTL-Sportchef Manfred Loppe zeigte sich davon überzeugt, dass das Fernsehen auch weiterhin das Leitmedium bleiben werde, ARD-Sportkoordinator Balkausky verwies in diesem Zusammenhang zudem darauf, dass ruckelfreie Internet-Übertragungen - insbesondere bei HD- oder 3D-Ausstrahlungen - derzeit nur schwer möglich seien. Und dennoch gibt es Interessenten: Yahoo sieht im Online-Geschäft einen großen Markt und sieht sich insbesondere durch Erfolge in Großbritannien bestätigt.

"Die Bundesliga ist insbesondere im Internet schwach aufgestellt", sagte Heiko Genzlinger, stellvertretender Geschäftsführer und Commerical Direktor von Yahoo Deutschland. ARD-Mann Balkausky appellierte trotz aller Gelassenheit schon mal an die Clubs: "Die Vereine wissen genau, was sie an der Sportschau haben." Ob das auch die Bundesliga-Verantwortlichen so sehen, wird sich spätestens zum Jahresende zeigen. Dann nämlich wird der Poker um die Bundesliga-Rechte endgültig in die heiße Phase gehen.