Gerade mal zwölf der 41 anwesenden Mitglieder des MDR-Rundfunkrats stimmten am Mittwoch für Bernd Hilder - viel zu wenig, um gewählt zu werden. Von der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit blieb der Chefredakteur der "Leipziger Volkszeitung" weit entfernt, es reichte letztlich nicht mal für eine einfache Mehrheit. Ein Nachfolger des scheidenden MDR-Intendanten Udo Reiter ist damit noch immer nicht gewählt, obwohl Reiter bereits Ende Oktober nach 20 Jahren an der Spitze des Senders seinen Hut nehmen wird.

Nun will sich MDR-Verwaltungsrat auf einen neuen Kandidaten für die Intendantenwahl durch den Rundfunkrat einigen. "Wir wollen die zur Verfügung stehende Frist von einem Monat nicht ausschöpfen", kündigte Dr. Gerd Schuchardt (SPD), Vorsitzender des MDR-Verwaltungsrats, am Montag an. "Deshalb treffen wir uns schon am 9.10.2011 zu einer Sondersitzung, um einen neuen Kandidaten für die Nachfolge von Prof. Dr. Udo Reiter zu wählen."

 

Aus seiner Sicht sollte dabei angestrebt werden, den Wahlvorschlag auf eine breite Basis zu stellen und sich möglichst einmütig auf einen Namen zu einigen. Das hatte vor einigen Wochen noch nicht geklappt: Hilder war zuvor vom MDR-Verwaltungsrat vorgeschlagen worden, setzte sich allerdings auch dort erst im vierten Wahlgang gegen die stellvertretende MDR-Intendantin Karola Wille und den stellvertretenden WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra durch.

Mit Genugtuung hat der MDR-Personalrat auf die Entscheidung des Rundfunkrates reagiert. "Es war ein Fehler vom Verwaltungsrat, Herrn Hilder überhaupt vorzuschlagen", sagte die stellvertretende Personalratsvorsitzende Andrea Thunert-Sehrig der " Märkischen Oderzeitung". Die Politik habe ihren Kandidaten durchdrücken wollen, kritisierte die Personalrätin. Hilder sei als ehemaliger Hörfunkkorrespondent und Zeitungs-Mann zudem fachfremd gewesen. "Der Rundfunkrat hat eine souveräne und demokratische Entscheidung gefällt", urteilte Thunert-Sehrig.

Auch der Landesverband Thüringen des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) begrüßte die Entscheidung und sprach von einem "klaren Bekenntnis zur Staatsferne". Vom Verwaltungsrat erwartet der DJV-Landesverband Thüringen nun einen neuen Kandidatenvorschlag, "bei dem die fachliche Eignung im Vordergrund steht", hieß es am Montag. An die Spitze der Dreiländeranstalt gehöre ein Intendant mit Durchsetzungsvermögen gegenüber der Politik und bei der inhaltlichen Umorientierung des Senders.

"Der qualitative Unterschied von öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkangeboten muss für die Zuschauer, Hörer und User erkennbar sein. Nur so lässt sich die Rundfunkgebühr rechtfertigen", so der DJV. Doch wer könnte Reiters Nachfolge antreten? Die Linksfraktionen in den drei mitteldeutschen Ländern forderten künftig eine öffentliche Ausschreibung der Intendanz. Dass es dazu kommen wird, darf bezweifelt werden. Ohnehin hofft wohl so mancher darauf, dass die Wahl doch noch auf die zuvor im Verwaltungsrat durchgefallene Karola Wille fällt. Eines aber ist seit Montag klar: Langweilig wird es beim MDR derzeit nicht.

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