Kika, MDR - und nun auch noch Degeto. Die ARD hat derzeit ohne Zweifel viel Ärger am Hals. Doch die finanzielle Schieflage der ARD-Degeto kommt für die Intendantinnen und Intendanten offenbar nicht überraschend. Laut "Focus" sollen die Senderverantwortlichen, die zugleich Aufsichtsräte der Degeto sind, bereits im März bei der Vorlage des Jahresabschlusses 2010 erfahren haben, dass der Produktionsrahmen unter Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan deutlich überzogen worden war.

Dass mit Helmut Reitze nun ausgerechnet einer der Intendanten die Untersuchung im Fall Degeto leiten soll, wirkt im Hinblick darauf freilich etwas unglücklich. Die Degeto hatte im vergangenen Jahr 388 Millionen Euro für die Programmbeschaffung ausgegeben, 2009 waren es sogar 426 Millionen Euro. Beziffert wurde das Etatvolumen hierfür laut "Focus" bislang stets mit rund 250 Millionen Euro pro Jahr.

 

Die nun beginnenden Untersuchungen dürften also durchaus spannend werden, zumal ARD-Verantwortliche hinter vorgehaltener Hand bestätigen, dass auch Vorwürfe geprüft werden, wonach Degeto-Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan einzelne Produzenten bevorzugt haben soll. Die seit Mai amtierende Co-Geschäftsführerin Bettina Reitz sagte dem "Focus",  sie sehe sich derzeit "eher als Krisenmanagerin". "Wir haben akut keinen Skandal, sondern ein konkretes Problem, was es zu lösen gilt." Man erwarte von der Prüfgruppe eine "genaue Analyse" und werde daraus "gerechte Lösungen und Planungsperspektiven erarbeiten und den Produzenten anbieten".

Die Degeto hatte kürzlich die Notbremse gezogen und Produzenten wegen des "erhöhten Programmvorratsvolumens" auf das Jahr 2014 vertröstet (DWDL.de berichtete). Die Untersuchungskommission der ARD wird dem "Focus"-Bericht zufolge dort weitersuchen, wo der hessische Rechnungshof gerade aufgehört hat. Man habe "die Wirtschaftsführung der Degeto in den Geschäftsjahren 2006 bis 2008 stichprobenhaft geprüft" und das Unternehmen Ende Mai dazu aufgefordert, zu den Ergebnissen Stellung zu beziehen, bestätigte ein Sprecher.

In jedem Fall dürften der Degeto harte Wochen mit unangenehmen Fragen ins Haus stehen, zumal sich die Intendanten laut "Süddeutscher Zeitung" inzwischen auch mit einem Szenario befassen, wonach Jurgan unhaltbar ist - offenbar wird intern bereits über dessen Ablöse gesprochen.