Der Verwaltungsrat des MDR hat auf seiner Sondersitzung am Sonntag in Gera Karola Wille als Kandidatin für das Amt der MDR-Intendantin nominiert. Diesmal fiel die Wahl der Verwaltungsratsmitglieder einstimmig aus. Beim ersten Versuch Anfang September hatte Wille ursprünglich auch eine Mehrheit der Verwaltungsratsmitglieder auf ihrer Seite gehabt, jedoch nicht die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Offenbar auf politischen Druck aus der sächsischen Staatskanzlei sprachen sich die der CDU nahestehenden Mitglieder schließlich aber nach mehreren Wahlgängen für Bernd Hilder aus - der wohl nicht zuletzt angesichts dieser dubiosen Wahl bei der folgenden Absimmung im Rundfunkrat mit Pauken und Trompeten durchfiel und gerade mal zwölf anstelle der mindestens nötigen 28 Stimmen auf sich vereinen konnte.

Karola Wille kennt sich beim MDR bestens aus. Sie ist bereits seit 1991 beim MDR tätig, seit 1996 als Juristische Direktorin, seit 2003 ist sie zudem Stellvertretende Intendantin. Diese Tatsache ist allerdings auch das Hauptargument, das gegen ihre Wahl spricht: Der MDR wird seit Monaten von Skandalen erschüttert - zunächst beim Ki.Ka, für den der MDR federführend zuständig ist, derzeit durch die Affäre um Ex-Unterhaltungschef Udo Foht. Viele hätten daher wohl gerne einen Kandidaten von außen gesehen, der nicht Gefahr läuft, ebenfalls von den Affären belastet zu werden und mit dem nötigen Abstand den Sender wieder auf Kurs bringen kann. Nun dürfte es aber zu dieser internen Lösung kommen, dass auch Wille die Mehrheit im Rundfunkrat verpasst, gilt als unwahrscheinlich.

"Den Gremien des MDR ist Karola Wille als kompetente und engagierte Führungspersönlichkeit bekannt. Vor dem Verwaltungsrat erfolgte eine Darstellung ihrer Konzeption für die Positionierung des MDR in der digitalen Mediengesellschaft. Sie sieht dabei vor allem als Herausforderungen, die Angebote des MDR, also Programme und Telemedien, zukunftsfähig zu machen, dabei die junge Generation stärker zu berücksichtigen, die Strukturen, Ressourcen und Produktionsweisen zu überprüfen mit dem Ziel, den MDR fit zu machen für den stärker werdenden ökonomischen und publizistischen Wettbewerb und schließlich dafür zu sorgen, dass der MDR durch einen transparenten, glaubwürdigen und nachhaltigen Aufklärungsprozess vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse wieder zur Ruhe kommt, um alle Anstrengungen voll darauf richten zu können, weiterhin eine glaubwürdige mediale Stimme für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu sein", so der Verwaltungsrats-Vorsitzende Gerd Schuchardt.

Die Wahl im Rundfunkrat soll nun voraussichtlich bei der nächsten Rundfunkratssitzung in zwei Wochen am Sonntag, 23. Oktober stattfinden. Dann wäre es auch höchste Zeit: Der Vertrag des amtierenden Intendanten Udo Reiter läuft Ende des Monats aus, nachdem dieser im Mai um die vorzeitige Vertragsauflösung gebeten hatte.