Im "FAZ"-Fernsehblog stellte Medienjournalist Peer Schader vor wenigen Tagen eine spannende These auf. "Womöglich sind Nachrichtensendungen, die den Tag mit Filmen in Einsdreißig zusammenfassen, schlicht und einfach – überholt?", fragt er und vermutet, dass das Bedürfnis der Zuschauer, Hintergründe zu verstehen, riesig sei. Er schließt das aus den Fragen einiger Zuschauer in der seit kurzer Zeit im völlig erneuerten ZDFinfo ausgestrahlten Sendung "heute plus". Darin stellen sich die Macher einmal in der Woche der Meinung des Publikums.

Das ist ganz offensichtlich auch bitter nötig, denn die "heute"-Nachrichten des ZDF stecken in einer Krise. Die Krise betrifft auf den ersten Blick die Zuschauerzahlen, die seit Jahren rückläufig sind. Das alleine ist freilich kein Phänomen, schließlich erreichen viele Sendungen heute nicht mehr so viele Zuschauer wie noch vor einigen Jahren. Und doch ist der Rückgang im Falle der "heute"-Sendung um 19:00 Uhr gewaltig. Er ist für die Verantwortlichen des ZDF sogar erst recht besorgniserregend, wenn man die Zahlen der schon 15 Minuten zuvor beginnenden Nachrichten der Kollegen von RTL betrachtet.

 

Seit geraumer Zeit hat "RTL aktuell" die Konkurrenz vom Lerchenberg überholt. Alleine der Blick auf die Zuschauerzahlen der vergangenen fünf Tage Werktage fördert das Ausmaß der "heute"-Krise zu Tage: "RTL aktuell" erreichte im Schnitt 4,27 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 18,5 Prozent, "heute" verzeichnete über 700.000 Zuschauer weniger. 3,52 Millionen sowie 14,3 Prozent Marktanteil sind das überschaubare Ergebnis. Noch dramatischer wird es, blickt man auf die Zahlen der 14- bis 49-Jährigen: Während die RTL-Nachrichten mit Peter Kloeppel klarer Marktführer sind und 19,9 Prozent Marktanteil erreichten, spielt "heute" in einer eigenen, abgeschlagenen Liga.

Nur 5,9 Prozent betrug der Marktanteil - selbst wenn man das komplette Jahr als Maßstab anlegt, liegt der Wert kaum höher. Nur 500.000 junge Zuschauer sahen im Schnitt zu, "RTL aktuell" verbuchte mehr als das Dreifache. Dass sich momentan derart wenige Zuschauer im ZDF informieren wollen, wirkt es recht unverständlich, wenn man sich das Vorprogramm ansieht. Mit den "SOKO"-Serien ist es dem nämlich Zweiten gelungen, in der Stunde vor den "heute"-Nachrichten eine der stärksten Marken überhaupt zu etablieren. Jeden Abend sehen rund vier Millionen Zuschauer die Krimis, Marktanteile um 20 Prozent sind die Regel.

Umso ärgerlich, dass es ganz offensichtlich nicht gelingt, zumindest diese Zuschauer zu halten. "Die derzeitigen Quoten der 19-Uhr-'heute' sind zum großen Teil sowohl konkurrenz- als auch umfeldbedingt", erklärt Elmar Theveßen gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Er ist Leiter der ZDF-Hauptredaktion "Aktuelles" und zugleich stellvertretender Chefredakteur des Mainzer Senders. Befriedigend ist die Entwicklung freilich nicht. "Natürlich arbeiten wir derzeit intensiv an einer noch deutlicheren Formatierung bei Inhalten, Macharten und Präsentation." Zudem werde auch an den Rahmenbedingungen gearbeitet. "Der Flow zwischen den Sendungen muss verbessert werden", sagt Theveßen und meint damit das Problem, dass zwischen den "SOKOs" und den Nachrichten zu viele Zuschauer zur Konkurrenz abwandern.