Der Sendeplatz dienstags um 20:15 Uhr ist im ZDF schon seit vielen Jahren für zeitgeschichtliche Themen reserviert, hat seit längerem aber mit rückläufigen Quoten zu kämpfen. Eine der Ursachen hat man beim ZDF im Genre-"Wildwuchs" auf diesem Sendeplatz ausgemacht, der auch schon einmal für ein Quiz herhalten musste. "Wer im Bekanntenkreis fragt, was am Dienstag um viertel nacht acht im Zweiten läuft, der bekommt meist keine zufriedenstellende Antwort. Zu verschieden ist bislang das Angebot. Vom Tierfilm bis zum Quiz war alles schon dabei", so Roman Beuler und Christian Deick, die die neu aufgestellte Redaktion Zeitgeschehen leiten. Die "Vielfalt der gebotenen Stoffe und gewählten Genres" sei so hoch gewesen, dass "den Zuschauern möglicherweise entgangen sei, mit welcher Verlässlichkeit auf diesem Sendeplatz schon bislang Qualitätsproduktionen angeboten" worden seien.

Um das zu ändern, schafft das ZDF ab dem 17. Januar nun ein einheitliches Format unter dem Titel "ZDFzeit" am Dienstagabend um 20:15 Uhr. "Wir wollen unter einem Label den Genre-Mix aus Spielformen, Quiz, Reportage und Doku zurückfahren" und mit dem Angebot "einheitlicher und wiedererkennbarer werden", erläutert Deick. Mit einer einheitlichen Handschrift solle künftig sofort signalisiert werden: "Hier ist der Platz für ein klares Doku-Format."

Die Themen bleiben dabei hingegen ähnlich breit gefächert wie bislang. . Chefredakteur Frey: "'ZDFzeit' bündelt Themen, die bisher nebeneinander gestanden haben. Sie ist ein Label für eine neue Erzählform, die die Entdeckung Deutschlands und die Aufklärung von Geheimnissen, Zeitgeschichte und Royales verbindet". Letztlich solle es um "die großen Fragen unserer Zeit gehen: Wie leben wir? Was verändert unsere Gesellschaft? Was ist uns wirklich wichtig?"

Während die Themen vielfältig bleiben, soll allen ZDFzeit-Dokus gemein sein, dass die Autoren ihr Thema von verschiedenen relevanten Seiten beleuchten. Beuler: "Das Sendeversprechen lautet: Jeder Film ermöglicht dem Zuschauer einen so facettenreichen Blick auf ein Thema, dass er sagen kann: So habe ich das noch nicht gesehen." Und weiter: "Ressortgrenzen spielen dabei keine Rolle. Ob Geschichte oder Naturwissenschaft, ob gehobener Boulevard oder gesellschaftspolitische Forschung, die Gegenstände unserer Dokumentation werden aus jeder Perspektive betrachtet."

Als Beispiel, was darunter zu verstehen ist, führt Redaktionsleiter Beuler die Dokus unter dem Arbeitstitel "Lebenswelten" an, die im Frühjahr zu sehen sein sollen. Darin solle möglichst bildstark und unterhaltsam dargestellt werden wie Menschen in Deutschland zusammenleben: "Was bedeutet es für un­sere Gesellschaft, dass mittlerweile Dreiviertel aller Deutschen in Städten leben? Wo wird das Phänomen Gentrifizierung ganz konkret sichtbar? Allein wenn die Mieten in bestimmten Stadtteilen aufgrund des Zu­zugs zahlungskräftiger Kunden steigen? Das werden wir in verschiedenen Episoden ver­anschaulichen, einmal auf der analyti­schen Ebene, dann aber auch, indem wir bei einem Maklertermin da­bei sein werden, an dem ein Gutverdiener sich eine Wohnung an­schaut und andere zugleich einen Flashmob zu diesem Besichti­gungstermin organisieren, um auf ihre Belange aufmerksam zu ma­chen."

Während die Dokus im Hauptprogramm weiterhin rund 45 Minuten dauern, ist geplant, für ZDFinfo "bei gleichem Produktionsaufwand, aber höherem Schnittaufwand aus den Themen mehr Dokumentationen zu gewinnen". So könnten aus einem 43-Minüter fürs ZDF zwei 30-Minüter für ZDFinfo werden. Begleitet werden die Dokus im Fernsehen zudem von einem Begleit-Angebot, das zum Start unter zeit.zdf.de abrufbar sein wird. Geplant sind zudem regelmäßige Meinungsumfragen, die gemeinsam mit der Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt werden sollen und deren Ergebnisse Bestandteil der Dokus sein werden.

Die Themen der ersten Wochen stehen unterdessen fest. Am 17. Januar startet "ZDFzeit" mit der Doku "Auf der Jagd nach verlorenen Schätzen" über die spektakulärsten deutschen Schatzgeschichten. Eine Woche später geht es in "Geheimes Deutschland" um Orte, die ein Geheimnis bergen - von militärischen Forschungslabors über rätselhafte Kultstädten bis unterirdischen Krankenhäusern. Die weiteren Themen: "Der Spion, den ich liebte" über die unheimliche Macht der Geheimdienste, "Ein (fast) perfektes Verbrechen" und "Vorsicht Verschwörung", das Verschwörungstheorien nachgeht.