Der scheidende ZDF-Intendant Markus Schächter sagt "Wetten, dass..?" auch nach dem Abschied von Thomas Gottschalk eine lange Zukunft voraus. "Die Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft sind: Marke, Persönlichkeit der Moderatoren und Event. Und insoweit wird man immer schauen, dass man Marken baut und, wenn man sie hat, nicht aufgibt", sagte Schächter in einem Interview mit "The European". Zugleich machte er deutlich, dass es "niemals wieder" gelingen werde, alle Schichten und Zielgruppen zu vereinen, wie dies noch in den 80er Jahren der Fall gewesen sei.
"Aber: Man möchte Dinge wie etwa das 'heute-journal' um Viertel vor zehn als Taktgeber für die eigene Lebenswelt behalten. Insoweit wird es auch wirkliche Markenformate noch lange weiter geben, 'Wetten, dass..?' gehört dazu." Schächter verwies außerdem auf frühere Einschätzungen von Experten, wonach das Fernsehen tot sei. Seine Einschätzung dazu: "Heute ist Fernsehen in einem Allzeithoch. Es wurde noch nie seit Beginn der Messungen der GfK so viel ferngesehen wie heute. Also: Lineares Fernsehen ist zukunftsfähig und mit ihm seine Programm-Ikonen."
Schächter verteidigte im Interview mit "The European" das Schielen auf die Quote. "Die Quote ist nicht alles, aber ohne Quote wäre vieles nichts. Insoweit brauchen wir in den Massenmedien schon eine Akzeptanz der Menschen", betonte Schächter. Man müsse zugleich auch wissen, wie man akzeptiert werde. "Wir sind aber nicht gezwungen, in jeder Sendung eine Quote zu erreichen, die diese massenmediale Akzeptanz belegt. Unsere Arbeit wird von allen Teilen der Gesellschaft finanziert. Insoweit werden wir uns immer in der Balance zwischen Anspruch und Profil bewegen. Wir müssen hochqualitativ sein und gleichzeitig im Markt bestehen." Es gebe jedoch keinen "zwingenden Widerspruch zwischen Qualität und Quote", so der ZDF-Intendant mit Blick auf Formate wie das "heute-journal" oder "Terra X".
Rückblickend auf seine Amtszeit sagt Schächter: "Es gab immer gute und schwierige Zeiten." Zu Beginn seien die finanziellen Herausforderungen sein schwierigstes Thema gewesen. "Wir hatten aus den 90er-Jahren noch einen Schuldenberg abzutragen und wussten, dass wir politisch erpressbar werden, wenn wir den nicht wegbekommen. Den Weg zum Kompromiss bezeichnete Schächter nun als "extrem belastend". Auch den Streit um den ehemaligen Chefredakteur Nikolaus Brender stieß Schächter sauer auf. "Es war keine leichte Zeit, aber wir haben zweierlei erreicht." So habe man mit Peter Frey innerhalb kürzester Zeit eine Lösung gefunden. Schächter: "Das Haus blieb reaktionsfähig. Zweitens: Wir haben deutlich gemacht, dass diese Art des Umgangs mit unserer Programm- und Personalautonomie Fragen aufwirft, die geklärt werden müssen. Und jetzt ist Karlsruhe dran und das Gericht wird unsere Fragen beantworten."