Seit der Ankündigung des ZDF, mit Beginn des neuen Jahres aus der Nachrichten-Kooperation mit der ARD am Vormittag aussteigen zu wollen, hagelte es Kritik - nicht zuletzt von Seiten der ARD. Dort hat man nun die bereits seit einigen Tagen im Raum stehende Drohung wahrgemacht: Die Intendantinnen und Intendanten haben nun beschlossen, dass auch die ARD künftig am Vormittag auf eigene Nachrichten setzen wird, auch wenn es sich eigentlich um eine ZDF-Sendewoche handelt.
Die Entscheidung gilt ab Januar 2012 und ist laut ARD zunächst für ein Jahr befristet. "Es ist schade, dass das ZDF trotz zahlreicher Appelle bei seiner Entscheidung bleibt und die Kooperation aufgekündigt hat", sagte die ARD-Vorsitzende Monika Piel. "Für die ARD ist eine Kürzung des Informationsangebots um rund ein Drittel - wie vom ZDF geplant - aber nicht hinnehmbar. Deswegen werden wir - im Sinne der Zuschauer - nun auch in den ZDF-Sendewochen auf eigene Ausgaben der 'Tagesschau' um 9, um 10 und um 12 Uhr setzen und zwar in der gewohnten Länge."
Piel betonte zugleich, die Entscheidung des ZDF zu akzeptieren, kündigte aber auch Verhandlungsbereitschaft an. "Sollte beim ZDF doch noch ein Umdenken stattfinden, sind wir jederzeit gerne bereit, die seit 30 Jahren funktionierende Kooperation wieder aufzunehmen." Das ZDF hatte als Grund für den Ausstieg erklärt, dass man in Wochen, in denen die ARD vormittags für die Nachrichten verantwortlich war, nur eingeschränkt in der Lage gewesen sei, aktuell zu berichten.
"In diesem Jahr mit vielen herausragenden Ereignissen wie Fukushima, den arabischen Revolutionen, dem schweren Erdbeben in der Türkei konnte der Sender im frühen Tagesprogramm nicht die Informationsleistung anbieten, die seinem Auftrag entspricht", erklärte ZDF-Chefredakteur Peter Frey im November. Dafür ändere man bestehende Strukturen und schichte "Ressourcen so um, dass die zusätzlichen Sendungen ohne Mehrkosten realisiert werden", so Frey weiter.
Im Klartext bedeutet das ab Januar eine Kürzung der "heute"-Nachrichten um 12:00 Uhr und 17:00 Uhr auf jeweils zehn Minuten Länge. Auch die Sendung "heute - in Europa" wird um fünf Minuten gekürzt und dauert künftig nur noch zehn Minuten. Im Gegenzug erhalten die boulevardlastigeren Magazine "Drehscheibe Deutschland" und "Hallo Deutschland" mit Beginn des neuen Jahres mehr Sendezeit. An der Kooperation von ARD und ZDF bei der Produktion von "Morgenmagazin" und "Mittagsmagazin" werden beide Sender jedoch auch künftig festhalten.