Die Nominierungen für den diesjährigen Grimme-Preis sind da - und eines fällt sofort auf: Die Jury hat ganz offensichtlich ein Herz für die kleinen Sender. Sicher: Mit Anke Engelke, Judith Rakers und Stefan Raab ist das Moderations-Trio des Eurovision Song Contest nominiert und auch große Produktionen wie einzelne "Tatort"-Folgen oder der hoch gelobte Spielfilm "Homevideo" gehören dazu. Doch auffällig ist, dass etwa der Digitalsender ZDFkultur mit gleich drei Formaten in der Liste der Nominierten zu finden ist.

"Die Show des Scheiterns" ist ebenso nominiert wie "Konspirative KüchenKonzerte" und die tägliche ZDFkultur-Sendung "Der Marker". Und auch ZDFneo hat gleich zwei Formate im Rennen um den Grimme-Preis: Einmal "Ijon Tichy - Raumpilot" und dann auch noch die kleine Late-Night-Show "neoParadise" mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Zudem fand die Grimme-Jury ganz offensichtlich auch Gefallen an der überraschend sehenswerten Dokusoap "Cover my Song", die im Sommer bei Vox im Anschluss an "X Factor" zu sehen war.

Und es gibt unter den Nominierten noch eine Premiere: Erstmals ist auch ein Format von Tele 5 nominiert. Dabei handelt es sich um die TV-Satire "Walulis sieht fern", die Ende vergangenen Jahres für einige Wochen im Spätprogramm ausgestrahlt wurde und inzwischen auch dank des Internets viele Fans gewonnen hat. Freilich sind auch bekanntere Formate für den Grimme-Preis nominiert: So ist Sat.1 im Unterhaltungs-Bereich mit gleich zwei seiner Serien vertreten - sowohl die fünfte Staffel von "Pastewka" als auch die zweite Staffel von "Danni Lowinski" sind nominiert.

Zudem sind es in dieser Kategorie auch kleine Bjarne Mädel-Festspiele: Die gerade erst im NDR angelaufene Serie "Der Tatortreiniger" mit ihm in der Hauptrolle ist ebenso nominiert wie die fünfte Staffel der ProSieben-Serie "Stromberg", in der er den "Ernie" verkörpert. Gemeinsam mit Engelke, Rakers und Raab ist das Schauspieler-Team des Münster-"Tatorts" für "langjährige herausragende Leistung in der humoristischen Fernsehunterhaltung" nominiert. Zu den Nominierten zählt auch die neue ARD-Show "Klein gegen Groß" mit Kai Pflaume, der ZDF-Talk "Pelzig hält sich" sowie die "heute-show".

Marktführer RTL ist unterdessen nur zwei Mal nominiert: "Die Bülent Ceylan Show" geht mit der erfolgreichen Tanzshow "Let's Dance" ins Rennen. Die WDR-Sendung "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" macht die Nominierten in der Unterhaltungs-Kategorie komplett. Im Wettbewerb Fiktion befinden sich unterdessen fast ausschließlich öffentlich-rechtliche Formate - einzig der Sat.1-Film "Die letzte Spur - Alexandra, 17 Jahre", der gemeinsam mit dem ORF entstanden ist, bildet hier eine Ausnahme. In der Spezial-Kategorie können unter anderem Dominik Graf, Christoph Hochhäusler und Christian Petzold für Idee, Konzeption und Umsetzung des Formats "Dreileben" hoffen.

Ausschließlich öffentlich-rechtliche Nominierungen gibt es darüber hinaus auch im Wettbewerb Information & Kultur, in dem sich viele Arte-Koproduktionen finden. Zu den Nominierten zählen hier unter anderem "Auf der Suche nach Peter Hartz", "Die Wolke - Tschernobyl und die Folgen" sowie "Geschlossene Gesellschaft - Der Missbrauch an der Odenwaldschule". Insgesamt haben die Auswahlkommissionen 61 Produktionen für einen der insgesamt zwölf Grimme-Preis nominiert. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind dabei mit insgesamt 53 Sendungen vertreten, während die privaten Sender auf zusammen acht Nominierungen kommen.

"Bei den Nominierungen für das Sendejahr 2011 zeigt sich, wie schon in den vergangenen Jahren, eine erfreuliche Konstante", sagte Uwe Kammann, Direktor des Grimme-Instituts. "In der Spitze des deutschen Fernsehens gibt es ein hohes Maß an sehr guten, auch herausragenden Qualitäten, bei leider immer noch klarem Übergewicht der öffentlich-rechtlichen Programme. Insgesamt gilt: Die Vielfalt an Themen, an Formen und an ausgeprägten individuellen Handschriften ist beeindruckend, speziell auch in der Fiktion."

Es sei zudem erfreulich, dass bei der Fiktion die schon in den Vorjahren festgestellte Qualität diesmal auch in der Breite zugenommen habe. Dies gelte für die wieder einmal starken Krimi-Reihen ebenso wie für die in erfreulich hoher Zahl präsenten exzellenten Einzelstücke. Dürftig allerdings sei diesmal das Niveau der Serien, was sich in nur zwei Nominierungen niederschlage. Zumindest fraglich erscheint jedoch die Entscheidung, weshalb ein Format wie "Danni Lowinski" in der Kategorie "Unterhaltung" zu finden ist, während "Ijon Tichy" dem Fiktions-Wettbewerb zugerechnet wird.

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