Gerüchte gab es schon lange, doch noch im Januar betonte Simon Sutton, President, HBO International & Content Distribution, bei der US-Fernsehmesse NATPE in Miami Beach, dass es keine akuten Pläne für den Start von Sky Atlantic in Deutschland gebe. Er räumte im Gespräch mit DWDL.de jedoch ein, dass eine privilegierte Partnerschaft wie beim britischen Sky Atlantic mittelfristig wahrscheinlicher sei als ein deutsches HBO. Nur anderthalb Monate später bestätigt Sky Deutschland am Sonntagabend gegenüber DWDL.de eine Einigung mit HBO und den Start des neuen Seriensenders Sky Atlantic im kommenden Mai. Es ist eine logische Weiterentwicklung des Sky-Programmangebots, die künftig US-Serien von HBO aber nicht nur von HBO eine Heimat im Sky-Programm geben soll. Neben neuen Serien sind auch Klassiker wie "The Sopranos", "Entourage", "The Wire", "Angels in America" oder "Band of Brothers" im Programm. Komplettiert wird das Programmangebot durch ausgewählte HBO-Filmhighlights.

 


Sky Deutschland-CEO Brian Sullivan sieht in dem Sender eine „Sensation für Entertainmentfans“., denn „genau dafür steht Sky: beste, hochqualitative Unterhaltung für unsere Kunden, die sie so nirgendwo anders bekommen. Wir präsentieren damit erstmals und exklusiv einen Sender, der die Produktionen von HBO vereint. Der Launch markiert einen Meilenstein in Deutschland und Österreich.“ Und Charles Schreger, President Programming Sales bei HBO, kommentiert die neue Taktik des US-PayTV-Anbieters mit den Worten: "Durch die Vereinigung aller HBO Programme auf einem Sender kommt das Publikum in den größtmöglichen Genuss der Marke HBO.“ Ob zum Start von Sky Atlantic im Mai neben der Verbreitung via Satellit auch weitere Verbreitungspartner mit dabei sind, ist noch nicht klar. Sky-Sprecher Wolfram Winter stellt am Sonntagabend auf DWDL.de-Anfrage jedoch weitere Plattformen schon zum Sendestart in Aussicht. In jedem Fall will Sky einige Inhalte auch über Sky Anytime und Sky Go auf Abruf verfügbar machen.

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet in ihrer Montagsausgabe, dass der Vertrag zwischen Sky Deutschand und HBO gerade erst am Samstag in New York unterzeichnet wurde, doch dem Vertragsabschluss monatelange Gespräche vorausgingen. Der Deal dürfte insbesondere für HBO eine knifflige Entscheidung gewesen sein, denn die Rechte der meisten HBO-Serien wurden in den vergangenen Jahren individuell an verschiedene Sender verkauft. So laufen etwa die aktuellen HBO-Produktionen „Boardwalk Empire“ und „Game of Thrones“ bislang beim Turner-Sender TNT Serie. Des Rätsels Lösung: Turner hat die beiden Serien an Sky Atlantic sublizensiert. Künftige Staffeln der beiden Serien laufen zuerst dort, dann bei TNT Serie. Beispielsweise "Game of Thrones" sei für TNT Serie trotzdem weiterhin ein wichtiges Zugpferd.

Hannes Heyelmann, Deutschland-Chef von Turner Broadcasting System, erklärte am Sonntagabend: "Die breite Masse der PayTV-Zuschauer wird die Serie weiterhin wahrscheinlich erstmalig bei uns sehen, denn wir strahlen die Serie sowohl in SD als auch in HD aus und TNT Serie erreicht im deutschsprachigen Raum mittlerweile rund 4.7 Millionen Haushalte." Ein kleiner Seitenhieb auf den zunächst kleineren Abonnentenkreis des ausschließlich in HD verbreiteten Sky Atlantic, dem Heyelmann dennoch Gutes abgewinnen kann: "Ein attraktiver Sender wie Sky Atlantic hat bereits in den UK bewiesen, dass er ein echter Treiber für PayTV ist. Insofern ist der Sender auch für uns eine gute Nachricht. Jeder neue Sky-Abonnent ist auch ein Abonnent von TNT Serie und hilft dem PayTV allgemein. Anders als im FreeTV wo es immer nur darum geht den gleichbleibenden Zuschauerkuchen neu zu verteilen, wächst der Kuchen im PayTV und die Stücke werden durch die wachsenden Abonnentenzahlen für alle größer."

Das nennt sich Fernsehdiplomatie, denn die Perspektive für PayTV-Seriensender wie TNT Serie, Syfy, 13th Street, AXN oder FOX wird in jedem Fall schwieriger. Der individuelle Einkauf bei HBO fällt bei künftigen Serien weg oder ist erst möglich, wenn Sky Atlantic sie nicht nutzt. Und das, wo sich bislang jeder Sender gerne mit den Deutschland-Premieren von HBO-Produktionen geschmückt hat. So auch NBC Universal Deutschland, die mit 13th Street und Syfy die beiden mit den beiden am weitesten verbreitete Serien-PayTV-Sender im deutschsprachigen Raum betreiben. Entgegen der Meldung der „Süddeutschen Zeitung“ auch „True Blood“ würde künftig bei Sky Atlantic laufen, betont man dort noch am Sonntagabend: Man habe nicht an Sky sublizensiert. "True Blood" laufe auch mit weiteren Staffeln zuerst bei Syfy.