Im September 2010 gab der SWR-Intendant und damalige ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust auf einer ARD-Pressekonferenz zu Protokoll, dass man in der ARD darüber nachdenke, die Budgets der beiden Digitalsender Einsfestival und Eins Plus - der eine beim WDR angesiedelt, der andere beim SWR - zusammenzulegen, um so einen fusionierten Sender mit ordentlicher finanzieller Ausstattung zu betreiben und nicht mehr das Programm vor allem mit unattraktiven Wiederholungen strecken zu müssen.

So einleuchtend das auch klang: Passiert ist seitdem in dieser Frage nichts. Obwohl dem Vernehmen nach schon Ende 2010 ein fertiges Konzept vorlag, konnten sich SWR und WDR nicht einigen. Hintergrund waren offenbar verschiedene Ansätze: Während der WDR vor allem auf die 30- bis 59-Jährigen zielt, will der SWR die Unter-30-Jährigen erreichen. Doch begraben ist das Projekt offenbar noch nicht, auch wenn sich die ARD nicht so recht in die Karten schauen lassen will.

Im Anschluss an die jüngste ARD-Intendantenrunde in Frankfurt äußerte sich die WDR-Intendantin und jetzige ARD-Vorsitzende jedenfalls auffallend positiv über die Kollegen vom SWR. Sie begrüße es, dass der SWR Geld in die Hand genommen habe, um nun auf Eins Plus mit Formaten für jüngere Zuschauer zu experimentieren. Eins Plus startet Ende des Monats ein neues Abendprogramm mit neuen Formaten. Und glaubt man ihr, dann habe es auch nie einen Dissens zwischen beiden Sendern gegeben. Vielmehr sei es stets die gemeinsame Beschlusslage gewesen, dass der SWR mit Eins Plus Erfahrungen sammeln soll, was Formate für Unter-30-Jährige angeht, der WDR mit Einsfestival was die etwas älteren Jüngeren anbelangt. Auf Basis dessen wolle man dann gemeinsam überlegen, welche Schlüsse man daraus ziehen kann.

Ob das Ziel nun ein gemeinsamer Kanal ist? Bestätigen wollte Monika Piel das nicht explizit. Sie sagte aber: "Wir können nicht von uns aus einen Kanal abschaffen" - schließlich seien durch die Politik derzeit drei beauftragt. Sie werde gemeinsam mit Peter Boudgoust nun aber Gespräche mit den Ministerpräsidenten Kurt Beck und Stanislaw Tillich, die für ihre jeweiligen Parteien die Medienpolitik koordinieren, suchen. In diesen Gesprächen wollen die beiden ein neues Konzept vorstellen. Wie das allerdings genau aussieht, wollte Piel nicht sagen. Lediglich: "Es gibt eine Strategie. Glauben Sie's." Nur eines ist sicher: Der Begriff "Jugendkanal" ist für Monika Piel in jedem Fall ein rotes Tuch. Was man anstrebe, sei allenfalls ein junger Kanal. Und da habe man weit mehr als nur die Jugendlichen im Blick.

Während die Mühlen der Medienpolitik und der ARD in diesem Fall aber sicher noch eine ganze Weile vor sich hinmahlen dürften, steht ein anderes Projekt, mit dem die ARD jüngeres Publikum erreichen will, schon deutlich früher zur Umsetzung an: Die "junge Mediathek", so zumindest der derzeitige Arbeitstitel. Konkret sollen darüber alle Bewegtbild-Inhalte für ein junges Publikum, die ja beispielsweise inzwischen auch in großer Zahl von den jungen Hörfunkwellen produziert werden, auf einer neuen zentralen Plattform gebündelt werden. Den Grundsatz-Beschloss, dass diese "junge Mediathek" kommen wird, haben die ARD-Intendanten nun gefasst. Der konkrete Plan soll dann voraussichtlich auf der nächsten Intendantenrunde beschlossen werden.

Sicher ist sich Monika Piel, dass die ARD genug Inhalte hat, die für ein jüngeres Publikum interessant sein könnten, auch wenn sie bislang vielleicht etwas unter gingen. "Wir haben das Know How, was die jungen Menschen interessiert", so Piel. Dies zeige sich etwa am großen Erfolg von Hörfunksendern wie 1Live. Und auch Einsfestival sei keinesfalls erfolglos. Piel sprach von einem Marktanteil von 0,4 Prozent - damit müsse man sich nicht hinter ZDFneo verstecken, das mit ungleich größerem finanziellen Aufwand auch nur das Doppelte erreiche.