Eigenproduktionen spielen bei Sixx hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Sie finden nur dann einen Platz, wenn auch die Idee dahinter gut sei. Hofem: "Wir können es uns leider nicht leisten, ein Eigenproduktionssender zu sein." Und doch habe sie gerade erst mit einem Produzenten über neue Ideen gesprochen. "Ich habe ihm gesagt: 'Wenn du mir die weiblichen Ludolfs bringst, machen wir das.'" Will heißen: Spartensender benötigen bei Eigenproduktionen vor allem imagebildende Programme. Dem schloss sich RTL Nitro-Chef Oliver Schablitzki an: "Eigenproduktionen sind kein Selbstzweck." Derzeit denke man nicht konkret darüber nach, doch bei geeigneten Ideen würde er nicht Nein sagen. Interessant seien für RTL Nitro vor allem Formate aus dem Bereich Factual Entertainment.

Eine andere Strategie verfolgt man bei Turner Broadcasting Deutschland, wo man mit Glitz gerade erst ebenfalls einen Frauensender an den Start gebracht hat - allerdings im Pay-TV. Eigenproduktionen seien ein wesentlicher Bestand der Strategie. "Wir müssen den Premiumgedanken im Hinterkopf behalten", sagte Geschäftsführer Hannes Heyelmann in Köln. Sein Sender müsse den Anspruch haben, sowohl mehr Deutschland-Premieren als auch mehr Eigenproduktionen zu bieten als etwa Sixx im Free-TV. Für Glitz sieht er indes gute Chancen, sich im Bezahlfernsehen zu etablieren. Gerade weil Pay-TV bislang grundsätzlich eher männlich positioniert sei, müsse es auch vermehrt weibliche Angebote geben.

 

 

"Das ist wichtig für den Entscheidungsprozess der Kunden", betonte Heyelmann und merkte lachend an: "Und Sky überzeugen wir auch noch!" Dort ist Glitz nämlich bislang noch nicht zu empfangen. Für Katja Hofem gilt es dagegen, vor allem die Werbekunden glücklich zu machen. Mit dem neuen Sender für ein etwas älteres Publikum hat ProSiebenSat.1 bereits neue Zielgruppen im Auge - hier geht es nicht zuletzt um die 40- bis 59-Jährigen. Raum für neue Sender sei noch vorhanden. "Die Nische ist noch nicht ausgereizt. Man muss aber sehr klar positioniert sein und wissen, für wen man Programm macht." Die Marschroute für die Zukunft ist daher klar: "Wir müssen uns für die Zukunft strategisch aufstellen", so Hofem.

Doch das müssen nicht nur die Privaten. Auch die Öffentlich-Rechtlichen gehen neue Wege, wie etwa der Start von ZDFneo zeigte. Der Sender sei "sehr ambitioniert", sagte Hofem, sieht jedoch zugleich einen "Denkfehler" im Namen. "Das ZDF steht nicht für eine junge Zielgruppe." Und doch ist der durchschnittliche Zuschauer von ZDFneo deutlich jünger als der des Hauptprogramms. Junge Zuschauer hat inzwischen auch der WDR mit seinem Sender Einsfestival im Blick. "Wir haben lange Zeit gepennt und Fehler gemacht", gab Helfried Spitra vom WDR auf dem Medienforum NRW zu und kündigte an, bei Einsfestival weiter verstärkt die Kooperation mit jungen ARD-Radiowellen nutzen zu wollen. Dass es ein langer Weg werden wird, weiß auch er. Angst, von der privaten Konkurrenz überrollt zu werden, hat er jedoch nicht: "Wir müssen noch nicht zittern."