Den "Markt der Frauenzeitschriften revolutionieren", eine "neue Zeitreichnung beginnen" - als Gruner + Jahr im Herbst 2009 zur Pressekonferenz lud, auf der man verkündete, bei der "Brigitte" künftig auf Profi-Models zu verzichten und stattdessen nur noch normale "Frauen, die mitten im Leben stehen" im und auf dem Heft abzubilden, da sparte man nicht mit großen Worten - und wurde dafür sogar von vielen anwesenden Journalisten mit Applaus belohnt. Schließlich seien "die Schönheitsideale, wie sie auch von der Modelbranche geprägt werden, stark umstritten", so der damalige Chefredakteur Andreas Lebert mit Blick auf die Diskussion um "Mager-Models".

Knapp einen Monat ist es nun her, dass Andreas Lebert seinen Posten an der Spitze der "Brigitte" räumen musste, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Nun stehen Stephan Schäfer und Brigitte Huber gemeinsam an der Spitze. Und ob man an dem damals mit so großem Tam-Tam eingeführte modelfreien Konzept festhält, steht offenbar noch in den Sternen. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet am Montag, dass Schäfer die "Ohne Models"-Aktion überdenken wolle. Der Verlag selbst bestätigte der "SZ", dass man derzeit alles auf den Prüfstand stelle, was bei einem Führungswechsel aber normal sei - allerdings wäre die Abkehr von einem so groß gefeierten Projekt schon etwas mehr als eine kleine Kurskorrektur.

Sicher ist jedenfalls: Geholfen hat der Model-Verzicht der "Brigitte" aus Auflagensicht augenscheinlich nicht. Im 2. Quartal lag die verkaufte Auflage noch bei gut 600.000 Exemplaren, davon nur rund 345.000 in den "harten" Währungen Einzelverkauf und Abonnement. Vergleicht man das mit den Zahlen von vor drei Jahren vor dem Model-Verzicht, dann bedeutet das einen Rückgang der Auflage um über 16 Prozent. Im Einzelverkauf ging's sogar um 18 Prozent bergab, die Zahl der Abonnenten schrumpfte um über 29 Prozent.