Spätestens seit ihrem Abrechnungs-Interview im "Stern" ist klar, dass Monika Piel nicht unglücklich ist, den ARD-Vorsitz im kommenden Jahr an Lutz Marmor weitergebeben zu können. Im Gespräch mit der "taz" hat sie nun nochmal eine eher durchwachsene Bilanz ihrer Amtszeit gezogen. Während sie das "Informationsprofil" des Ersten aufgrund vieler "Brennpunkte" und aktueller Fernsehfilme, deren Themen im Anschluss in Talks aufgegriffen wurden, gestärkt sieht, fällt ihr Blick auf den Vorabend ernüchternd aus. Gottschalk habe dort nicht funktioniert und auch die "Heiter bis tödlich"-Krimis hätten Das Erste bislang nicht aus dem Quotentief holen können. "Da hat sich in den zwei Jahren meines Vorsitzes nichts positiv entwickelt", so Piels unverblümtes Fazit.

Bitter auch, dass der Streit mit den Verlegern weiterhin ungelöst schwelt. "Ich hatte gehofft und es auch für möglich gehalten, dass wir mit den Verlegern eine Lösung finden. Nach den vielen Gesprächen, die wir jetzt hatten, bin ich immerhin froh, dass wir überhaupt noch im Gespräch sind." Sie sei aber überzeugt, dass es "beiderseits Einsicht in die Zwänge gibt, unter denen beide Seiten stehen". Eine kurzfristige Einigung scheint angesichts unterschiedlicher Ansichten innerhalb der ARD trotzdem schwer zu erreichen: "Die ARD ist sich einig, dass wir einen Kompromiss mit den Verlegern finden wollen. Wie stark man dabei aber auf die Verleger zugeht, darüber bestehen nach wie vor unterschiedliche Ansichten."

Als größte Aufgabe für ihren Nachfolger sieht Monika Piel die Neuregelung des ARD-internen Finanzausgleichs. "Das wird ein ganz dickes Brett, zumal die Rundfunkgebühr für mindestens sechs Jahre eingefroren ist", so Piel. "Wir müssen Prioritäten setzen – und ich sage ganz klar: Wir müssen auch verzichten. Für mich bleibt aber das Erste die große Herausforderung, auch weil das Erste unberechtigterweise ganz alleine vom Beitragszahler als Gegenwert für den Rundfunkbeitrag gesehen wird – unsere beliebten dritten Programme, Radioprogramme, die Sendungen für kleinere Interessengruppen – all das steht leider nicht im Fokus der aktuellen Debatte."