Seit dem 1. Januar gilt für bislang von der Rundfunkgebühr befreite Menschen mit Behinderungen ein ermäßigter Beitrag von 5,99 Euro pro Monat - dagegen hegte sich allerdings zu Beginn des Jahres bei der Einführung des neuen Rundfunkbeitrags reichlich Widerstand. Inzwischen haben sich die Wogen jedoch geglättet. Weil die ARD ihre barrierefreien Angebote zunehmend ausbaut, könne man auch akzeptieren, dass Menschen mit Behinderung den ermäßigten Beitrag zahlen müssten. Das erklärten die Verbandsvertreter nach einem Treffen mit dem NDR, der in der ARD beim Thema Barrierefreiheit die Federführung hat.

"Wir haben bei der Entscheidung über den neuen Rundfunkbeitrag gesagt, dass wir mit einem ermäßigten Beitrag für Blinde einverstanden sind, wenn es dafür im Gegenzug mehr barrierefreie Angebote gibt. Daran hat sich nichts geändert. Da die Angebote nun ausgebaut werden, geht der neue Beitrag für Blinde auch in Ordnung", sagte Hans-Werner Lange, Vizepräsident des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Ähnlich äußerten sich Vertreter des Deutschen Gehörlosen-Bundes und die norddeutschen Schwerhörigenverbände.

"Uns ist wichtig, dass wir alle Menschen mit unseren Programmen erreichen", erklärte NDR-Intendant Lutz Marmor am Mittwoch. "Deshalb setzen ARD und NDR bei der Barrierefreiheit einen Schwerpunkt und bauen die Angebote deutlich aus. Ich freue mich, dass dieses Engagement von den Verbänden positiv bewertet wird." Und doch gibt es nicht nur Zufriedenheit mit der neuen Regelung. Der Sozialverband Deutschland fordert nach wie vor Korrekturen am Rundfunkbeitrag. "Der Beitrag muss auf den Prüfstand. Insbesondere behinderte und finanziell benachteiligte Menschen spüren neue Belastungen. Das ist nicht fair und muss rasch behoben werden", sagte SoVD-Präsident Adolf Bauer.

Hör- oder Sehbehinderte seien bisher aus guten Gründen von den Gebühren befreit gewesen. "Diese Menschen haben nur einen sehr eingeschränkten Aktionsradius, um am kulturell-sozialen Leben teilzuhaben. Dafür gab es durch die Gebührenfreiheit früher einen kleinen Nachteilsausgleich, den der neue Rundfunkbeitrag nun nicht mehr vorsieht. Bleibt es dabei, wäre dies ein völlig falsches Signal an die behinderten Menschen in Deutschland." Der Ausbau der Angebote geht unterdessen weiter. Der RBB hat inzwischen angekündigt, ab dem 1. Februar seine regionalen Nachrichten "Abendschau" und "Brandenburg aktuell" mit Untertiteln versehen zu wollen. In der Zeit zwischen 19:30 Uhr und 22:15 Uhr komme der Sender nun auf eine Untertitel-Quote von 80 bis 100 Prozent.