Nur noch bis Donnerstag hat der vorläufige Insolvenzverwalter der "Frankfurter Rundschau" Zeit, einen neuen Investor zu präsentieren. Im Rennen sind dem Vernehmen nach noch die "FAZ", die die "FR" mit der "Frankfurter Neuen Presse" zusammenführen könnte, sowie ein ausländischer Investor. Gelingt der Verkauf nicht, müsste das Blatt abgewickelt werden. Das würde ausgerechnet im Wahljahr wohl auch der SPD weitere unschöne Schlagzeilen einbringen, schließlich ist sie - neben der Mediengruppe M. DuMont Schauberg - über ihre Medienbeteiligungsgesellschaft ddvg einer der beiden Hauptgesellschafter des Verlags. Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" verteidigte SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks nun aber noch einmal, dass man die Notbremse gezogen hat.

Einen Imageschaden für die SPD sehe sie nicht, "weil im Prinzip jeder wusste, dass die FR schon seit vielen Jahren große finanzielle Probleme hatte". Letztlich habe die "FR" nur durch das Engagement der SPD so lange existieren können: "Wir können mit Fug und Recht sagen, dass wir das Kind neun Jahre am Leben gehalten haben", so Hendricks. Unterm Strich habe man keinen einzigen Euro an der "FR" verdient. Im Gegenteil, habe das Engagement einen "namhaften zweistelligen Millionenbetrag" gekostet. Die "FR" weiter über die Erlöse aus anderen Titeln zu subventionieren, sei nicht möglich: "Wir können nicht wegen eines Titels, der absehbar niemals eine schwarze Null bringen wird, die anderen Titel in Gefahr bringen".

Auch die Möglichkeit, die "FR" nach der Insolvenz ohne Schulden weiterzuführen, sei kein gangbarer Weg. "Das Unternehmen ist nicht überschuldet. (...) Das Problem war der laufende Geschäftsbetrieb", so Hendricks. In den letzten Jahren seien bereits alle Sparpotenziale gehoben worden, aber das Umsatzniveau sei zwischen 2004 und 2012 um 40 Millionen Euro zurückgegangen. "Wie wollen Sie das denn auffangen? Es war wirklich alles ausgereizt". Dass die Insolvenz nun ins Jahr der Bundestagswahl fällt, sei nicht zu ändern. Man könne schließlich "nicht im Hinblick auf politische Termine das Insolvenzrecht aushebeln".

Mit der WAZ-Gruppe liegt die ddvg unterdessen weiter über Kreuz, nachdem diese die Entlassung der kompletten Redaktion der "Westfälischen Rundschau" verkündet hat, an der die ddvg als Minderheitsgesellschafterin beteiligt ist. "Wir finden die Äußerung der WAZ, man wolle die Medienvielfalt erhalten, ziemlich abstrus. Die WR bleibt eine leere Hülle." An der Behauptung der WAZ-Gruppe, die "Westfälische Rundschau" hätte 50 Millionen Euro Verlust gemacht, hege man Zweifel. "Man darf nicht vergessen, dass Petra Grotkamp, Presseberichten zufolge, beim Erwerb des Brost-Anteils für 500 Millionen Euro auch Finanzierungskosten hatte. Welchen Unternehmenseinheiten man diese Finanzierungskosten auflegt - das weiß ich alles nicht."