Öffentlich-Rechtliche bei Nominierungen für Grimme-Preis vorn

Foto: Adolf Grimme InstitutMehr als 650 Fernsehproduktionen und spezielle TV-Leistungen haben die drei unabhängigen Nominierungskommissionen "Fiktion", "Information & Kultur" und "Unterhaltung" seit September auf Qualitäten im Sinne des Adolf Grimme Preises innerhalb von sieben Wochen geprüft - und schließlich 55 Nominierte ausgewählt.

Dr. Ulrich Spies, Leiter des Referats Adolf Grimme Preis im Institut, sparte bei der Bekanntgabe der Nominierten nicht mit Kritik an den deutschen Sendern: viele Neuentwicklungen im Fernsehjahr 2004 - von so genannten "Beauty-Shows" bis hin zu verschiedenen "Camp"-Varianten seien "ideenlos von ausländischen Produktionen übernommen, lieblos kopiert und schlecht angepasst an das deutsche TV-Publikum".

Dennoch seien dennoch viele hervorragende Einzelleistungen zu verzeichnen, mutige Experimente wie das ZDF-Live-Movie "Feuer in der Nacht" oder die Serie "Dittsche", glänzende schauspielerische Leistungen in der Fiktion und herausragende Dokumentationen - "allerdings auch bei den Öffentlich-Rechtlichen leider viel zu oft auf viel zu schlechten Sendeplätzen", so Spies.

Werbung
Billigflüge - HLX - billigster Billigflieger
Die öffentlich-rechtlichen Sender haben bei den Nominierungen eindeutig die Nase vorn und dominieren insbesondere im Bereich "Information & Kultur" deutlich. Sat.1 ist mit "Blond: Eva Blond! Wie das Leben so spielt", einer Folge der Improvisationscomedy "Schillerstraße" und - zusammen mit ProSieben - mit einer "Spezial"-Nominierung für Christoph Maria Herbst immerhin noch dreimal unter den Nominierten.

RTL muss sich mit einer einzigen Nomierung für "Pastewka in Russland" zufriedengeben. Die Moderatorin Nina Moghaddam (Super RTL) erhält eine "Spezial"-Nominierung. Hendrik Hey wird für die Redaktion und Moderation des einstigen ProSieben-Formats "Welt der Wunder" nominiert, das Anfang des Jahres zu RTL II gewechselt ist. Sigi Heinrich und Dirk Thiele von Eurosport sind für die Kommentierung der Leichtathletik-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 unter den Nominierten.

Exzellente Schauspielleistungen seien auch im Fernsehjahr 2004 zu verzeichnen gewesen, so das Grimme Institut. Corinna Harfouch ist gleich zweimal unter den Nominierten zu finden ("Die fremde Frau", ZDF/ARTE und "Blond: Eva Blond! Wie das Leben so spielt", Sat.1). Das Spektrum herausragender Darsteller setzt sich fort - von Friedrich von Thun und Jessica Schwarz ("Kalter Frühling") über Erhan Emre ("Zeit der Wünsche") und Katharina Thalbach ("Die Quittung") bis hin zu Katja Flint ("Wie krieg ich meine Mutter groß?") und Martina Gedeck ("Spiele der Macht - 11011 Berlin").

Bei den TV-Movies gibt es neben Krimis ("Tatort: Herzversagen", ARD/HR; "Die Quittung", ZDF; "Blond: Eva Blond! Wie das Leben so spielt", Sat.1) vor allem hervorragend inszenierte und gespielte Familien- und Beziehungsdramen ("Zeit der Wünsche", ARD/WDR/BR; "Grüße aus Kaschmir", ARD/BR; "Kalter Frühling", ZDF/ARTE; "Kleine Schwester", ZDF). Außerdem mit dabei: Der Film "Stauffenberg" mit Sebastian Koch und Ulrich Tukur. Auch die Vollendung der vielfach preisgekrönten "Heimat" von Edgar Reitz, "Heimat 3", die im Ersten nur schlechte Quoten einfahren konnte, erhielt eine Nominierung.

Das Spektrum der Dokumentationen und journalistischen Beiträge erstreckt sich von Georg Stefan Trollers "Tage und Nächte in Paris" (ARD/SWR/WDR), einem filmischen Essay über die Veränderungen der französischen Metropole und seiner Menschen, über fundiert recherchierte Beiträge wie "Flucht in den Tod - Frauen verbrennen sich selbst" (ARD/HR) und die Reportage "Citizen Berlusconi" (ARTE) bis hin zu "Amok in der Schule" (ARD/SWR) von Thomas Schadt, der sensibel und höchst eindringlich die Folgen des Erfurter Amoklaufs für die Familie des Schützen und die Angehörigen der Opfer nachzeichnet.

Bei der TV-Unterhaltung entdeckten die Nominierungskommissionen mit der Geburtstagsgala "Happy Birthday Hape!" (ARD/NDR), "Dittsche - Das wirklich wahre Leben" (WDR), "Pastewka in Russland" (RTL) und "Schillerstraße" (Sat.1) innovative Einzelstücke und Reihen des vergangenen Fernsehjahres.

Bis zu 14 Auszeichnungen können die Jurys nun an die 55 Nominierten vergeben. Die Preisgerichte werden im Februar in Marl tagen. Am 18. März findet dann die Verleihung der Preise im Theater in Marl statt, die von Bettina Böttinger moderiert und von 3sat zeitversetzt ab 22:30 Uhr ausgestrahlt wird.