In der Zeitungs-Branche stehen die nächsten Tarifverhandlungen vor der Tür. Im Vorfeld wird wieder ordentlich mit den Säbeln gerasselt. Die Gewerkschaft dju in ver.di fordert für die Redakteurinnen und Redakteure von Tageszeitungen ebenso wie für Freie und Pauschalisten 5,5 Prozent mehr Geld. Zudem sollen auch Beschäftigte in Online-Redaktionen künftig nach den normalen Redakteurstarifverträgen bezahlt werden. "Gute Leute verdienen eine gute Bezahlung. Das gilt einmal mehr für eine Branche, die den Beschäftigten immer mehr abverlangt", so der stv. ver.di-Vorsitzende Frank Werneke.

Der Zeitungsverleger-Verband BDZV hat die Forderung als "völlig überzogen" kritisiert. Verhandlungsführer Georg Wallraff sagte, dass nur dann Aussicht auf Erfolg bestehe, wenn in dem neuen Tarifwerk sowohl die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Zeitungsunternehmen als auch die regional sehr unterschiedlichen Lebensbedingungen in Deutschland berücksichtigt würden. "Utopische Gehaltsforderungen zählen nicht dazu", so Wallraff.

Künftig müsse im Vordergrund stehen, mit Tarifverträgen "Mindestarbeitsbedingungen" zu sichern. Das bestehende Tarifwerk sei von "zu vielen Automatismen begleitet" und lasse das Prinzip von Leistung außer Acht. Es müsse "dringend den veränderten Arbeitsbedingungen angepasst werden". Für die Sicherung von Arbeitsplätzen bei gleichzeitiger Neustrukturierung der Medienunternehmen trügen "Verleger und Gewerkschaften gemeinsam Verantwortung", so Wallraf weiter. "Die Tarifforderungen von ver.di ignorieren hingegen die wirtschaftlichen und strukturellen Veränderungen und gefährden damit den Flächentarifvertrag nachhaltig."

Bei ver.di heißt es hingegen: "Es ist nicht die Schuld der Zeitungsmacher, dass die Zeitungsverleger in den vergangenen Jahren notwendige Investitionen in paid-content-Modelle nicht getätigt und die Arbeit der Journalisten im Netz verschenkt haben." Zudem sei die gesamtwirtschaftliche Lage und die der meisten Zeitungsunternehmen positiv, sodass "effektive Gehaltserhöhungen, die Inflation und Produktivitätsfortschritte abbilden, angebracht" seien. dju glaubt an ein "frühzeitiges Verhandlungsergebnis zu Tariferhöhungen im Sommer". Damit will man auch eine Verkopplung mit anderen Verhandlungen verhindern.