Zum ersten Mal schrieb die Deutsche Fußball-Liga in diesem Jahr auch die Audio-Verwertungsrechte an den Spielen der 1. und 2. Fußball-Bundesliga sowie des Supercups und der Relegationsspiele aus. Bei den Paketen "Audio Broadcast", das zur ausschnittsweisen Berichterstattung über sämtliche Spiele im UKW-Radio berechtigt, sowie dem "Audio Erweiterungspaket", das "erweiterte Stadion-Zutrittsrechte" garantiert, setzte sich wie erwartet die ARD durch.

Damit können die Hörfunkwellen der ARD auch in den kommenden vier Spielzeiten, also bis zum Ende der Saison 2016/2017 wie gewohnt aus den Stadien der Bundesliga berichten. Die traditionsreiche ARD-Bundesliga-Konferenz ist gesichert. Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor erklärt: "Das ist eine gute Nachricht für alle Fußballfans in Deutschland! Ich bin froh, dass unsere exzellenten Reporterinnen und Reporter weiterhin mit der ARD-Bundesliga-Konferenz die besondere Spannung und Atmosphäre aus den Fußballstadien live vermitteln können."

Konkurrenz erwuchs der ARD in den letzten Jahren vor allem durch das Fußball-Radio 90elf von Regiocast Digital - das nun allerdings als großer Verlierer vom Platz geht. Beim Paket "Audio Netcast", das Verwertungsrechte für Web und Mobile umfasst und auch die 90-minütige Berichterstattung über jedes Einzelspiel ermöglicht, erhielt nämlich nicht 90elf, sondern Sport1 den Zuschlag, das ein solches Angebot nun zunächst noch aufbauen muss.

Bei 90elf zeigt man sich "unendlich enttäuscht" über die Entscheidung der Liga. "Wir haben in den zurückliegenden Wochen gekämpft wie die Löwen, haben eine überzeugende Bewerbung abgegeben und sind bei unserem Gebot an die Grenzen des wirtschaftlich Machbaren gegangen. Wir können mit erhobenem Haupt vom Platz gehen auch wenn wir dieses ‚Spiel‘ verloren haben. 90elf ist eine starke Marke mit einem großen Wert, auch ohne die Bundesliga-Live-Rechte", erklärt Florian Fritsche, Geschäftsführer des 90elf-Betreibers Regiocast Digital.

"Wir haben den davor kaum wahrgenommenen Audio-Rechten erst einen Wert verliehen. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals", resümiert Fritsche. "Wir haben ein tolles Produkt entwickelt, das mehrfach ausgezeichnet wurde und bis heute wirtschaftlich auf gesunden Beinen stand. Auf dieser Grundlage und unserer inzwischen umfangreichen Erfahrung haben wir ein echtes Geschäftsmodell entwickelt. Wir wissen sehr genau, welche Summen refinanzierbar sind und ab wann es nur noch strategische Gebote sind." Bis zum Ende der aktuellen Saison wird 90elf nun noch alle Bundesliga-Spiele wie gewohnt übertragen, dazu auch wie bislang die Spiele des DFB-Pokals sowie ausgewählte Europa- und Champions-League-Spiele. Wie es danach weiter geht, ist noch offen: "Diese Zeit werden wir nutzen, um uns über die Zukunft von 90elf Gedanken zu machen."

Bei Sport1 freut man sich natürlich über den Zuschlag. Olaf Schröder, Chefredakteur und Programmchef von Sport1: "Mit dem Erwerb der Audio-Verwertungsrechte Web und Mobile bauen wir unser digitales Portfolio weiter aus. Ab der neuen Saison erreichen wir unsere Zuschauer und User auch über Radio – neben Free- und Pay-TV, Online und Mobile. Mit unserer renommierten redaktionellen und digitalen Kompetenz bieten wir das Premium-Produkt Bundesliga den Fußballfans auf allen medialen Verbreitungswegen."

Zur Höhe der Zahlungen, die Sport1 und die ARD künftig leisten, äußerte man sich offiziell noch nicht. Die DFL weist außerdem darauf hin, dass die nicht-exklusiven Rechte für eine kurze Audio-Berichterstattung über ausgewählte Spiele nicht Gegenstand der Ausschreibung war. Über die solle nun mit interessierten Marktteilnehmern verhandelt werden.