Nachdem beim der ersten Vergabe der festen Presseplätze beim NSU-Prozess kein einziges türkisches Medium zum Zuge gekommen war und die türkische Zeitung Sabah erfolgreich dagegen klagte, wurden nun die 50 Sitzplätze neu vergeben - diesmal im Losverfahren. Hatten sich bei der ersten Runde noch 129 Medien akkreditieren wollen, bewarben sich diesmal gleich 927 Medien und Medienvertreter. Da nicht mehrere Journalisten für ein Medium zugelassen wurden, reduzierte sich die Zahl der Lose letztlich auf 324 - die Chance auf einen Platz war aber trotzdem überschaubar.

Durch verschiedene Untergruppen wurde diesmal aber sichergestellt, dass auch fremdsprachige Medien zum Zug kamen. So sind aus der Türkei nun etwa Sabah, Hürriyet, Al Jazeera (Istanbul) und Evrensel dabei sowie der griechische Sender ERT. Unter den Nachrichtenagenturen kam die türkische IHA zum Zug, dazu dpa, dpa English Services, Radio Dienst und Rufa Rundfunk-Agenturdienst.

Unter den TV-Sendern ist vor allem wieder die ARD bestens vertreten - zum Einen als ARD selbst, darüberhinaus gingen aber auch an den WDR, den BR und den SWR Plätze. Auch der Deutschlandfunk und das ZDF haben einen Platz ergattert. Unter den privaten TV-Sendern kamen nur kabel eins und RTL II zum Zug - sowie das weitgehend unbekannte Ebru TV. Dazu kommen die Radiosender TOP FM, Charivari und Radio Lotte Weimar.

Bei den Printmedien konnten sich "Focus" und "Spiegel" ebenso einen Platz sichern wie die "Bild"-Zeitung. Die "Süddeutsche" ging zwar leer aus, dafür hatte das "Süddeutsche Magazin" Losglück. Weitere Plätze gingen unter anderem an "Allgäuer Zeitung", "Passauer Neue Presse", "Pforzheimer Zeitung", "Sächsische Zeitung", "Oberhessische Presse Marburg", "Stuttgarter Zeitung", "Lübecker Nachrichten", "Stuttgarter Nachrichten - Sonntag aktuell", "Freie Presse", "Straubinger Tagblatt / Landshuter Zeitung", "Thüringer Landeszeitung", "Thüringer Tageszeitung 'Freies Wort'", "Offenbach Post", "Junge Welt" - und die "Brigitte". Leer gingen so namhafte Zeitungen wie "FAZ", "Die Welt" oder "Die Zeit" aus.

Der DJV bezeichnete das Ergebnis des Verfahrens als "zweifelhaft". Der Bundesvorsitzende Michael Konken: "Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass es für die überregional wichtigsten Medien kaum eine Möglichkeit geben soll, über das NSU-Verfahren zu berichten. Die Vergabe der Presseplätze steht in krassem Widerspruch zur immensen bundesweiten und internationalen Bedeutung des Prozesses." Auch das zweite Akkreditierungsverfahren habe gezeigt, dass das Oberlandesgericht München mit der Pressearbeit zum NSU-Prozess überfordert sei. Er erwarte, dass nun die überregionalen Zeitungen das Bundesverfassungsgericht anrufen werden.